StimmungsumschwungDie Geopolitik rettet Griechenland
30.08.2012, 16:52 Uhr
An
den Finanzmärkten wird spekuliert, wann Griechenland aus dem Euro
fällt. Die Politik jedoch hat diese Diskussion abgehakt. Denn für die EU
wäre ein destabilisiertes Griechenland ein geopolitisches
Horrorszenario.
Kommt
er im September? Im Oktober? Oder gar erst im November? Alle Welt
rätselt, wann die Griechenland-Troika endlich ihren neuen Bericht
vorlegt. Die politische Führung der Europäischen Währungsunion macht ein
großes Geheimnis daraus. Zugleich wird so getan, als ob das Schicksal
Griechenlands einzig und allein von der neuen Troika-Analyse abhänge.
So bauscht man einen von Beamten angefertigten Bericht zum
Politikum auf, das selbst jenseits des Atlantiks für erhebliche Unruhe
sorgt. US-Präsident Barack Obama hat bestimmt kein Interesse daran, dass
der Troika-Bericht mitten in die heiße Phase des US-Wahlkampfs
hineinplatzt und Turbulenzen an den Finanzmärkten auslöst. Vielleicht
hat man der Troika auch deshalb zu verstehen gegeben, dass sie sich ganz
viel Zeit lassen darf mit ihrem Bericht.
Eigentlich
mag man kaum glauben, dass drei Spitzenbeamte das Wohl und Wehe eines
ganzen Landes in der Hand haben. Die drei Experten vom Internationalen
Währungsfonds (IWF), von der EU-Kommission und von der Europäischen
Zentralbank (EZB) können doch nur beziffern, was genau die von der neuen
griechischen Regierung beschlossenen Sparmaßnahmen im Einzelnen
einbringen und welche Haushaltslücke unter dem Strich trotzdem noch
offen bleibt. Natürlich wird die Troika auch dieses Mal wieder
konstatieren, dass diverse Milliarden Euro im griechischen Staatsbudget
fehlen
Eine
Rückkehr zur Drachme müssen die Griechen trotzdem nicht befürchten. In
Wahrheit ist der Troika-Bericht nämlich nur einer von vielen Faktoren in
der politischen Entscheidungsfindung über die Zukunft von Hellas. Der
Verbleib des Landes in der Währungsunion ist beileibe nicht nur eine
Frage des Geldes. Es geht auch um geopolitische Interessen der
Europäischen Union im östlichen Mittelmeerraum und im Nahen Osten.
Dass
die griechische Frage nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine
strategische Bedeutung haben könnte, ist erkannt. Ausgerechnet der auf
Finanzpolitik spezialisierte CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Meister wuchs
über sein Fachgebiet hinaus. Man müsse sich fragen, welche Folgen ein
instabiles Griechenland für die östliche Mittelmeerregion habe, gab er
zu bedenken.
Ähnlich äußerte sich der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet. Auch der außenpolitische Experte der SPD-Fraktion, Rolf Mützenich, verwies auf die Nähe Griechenlands zur Türkei und zur arabischen Welt: "Ein Euro-Austritt Griechenlands würde zusätzliche Unruhe in die Region bringen."
Ähnlich äußerte sich der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet. Auch der außenpolitische Experte der SPD-Fraktion, Rolf Mützenich, verwies auf die Nähe Griechenlands zur Türkei und zur arabischen Welt: "Ein Euro-Austritt Griechenlands würde zusätzliche Unruhe in die Region bringen."
- Seite 1: Die Geopolitik rettet Griechenland
- Seite 2: "Die Region braucht auf keinen Fall noch ein Großkrise"
- http://www.handelsblatt.com/politik/international/stimmungsumschwung-die-geopolitik-rettet-griechenland/7072856.html
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