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Dienstag, 21. August 2012

Angela Merkel steht vor der schwierigsten Entscheidung ihrer Amtszeit. Dreht Deutschland Griechenland den Geldhahn zu - oder nicht?

KommentarSchicksalstage einer Kanzlerin

Dreht die Bundesrepublik Griechenland den Geldhahn zu - oder nicht? Darüber muss Angela Merkel entscheiden. Dabei offenbart sich, ob ihre Kanzlerschaft eine große sein wird - oder ob sie an Europa scheitert.
Angela Merkel muss die beste Lösung für die EU und für Deutschland finden. Quelle: dapd
Angela Merkel muss die beste Lösung für die EU und für Deutschland finden. Quelle: dapd
 
Angela Merkel steht vor der schwierigsten Entscheidung ihrer Amtszeit. Dreht Deutschland Griechenland den Geldhahn zu - oder nicht? Einige Berliner Akteure sprechen sogar bedeutungsschwer von Umständen, die an den Sommer von 1914 erinnern. Den Euro immer wieder in Zusammenhang mit Krieg und Frieden zu setzen bringt zwar wenig - aber dieser Herbst wird sicherlich darüber entscheiden, ob Merkels Kanzlerschaft eine große sein wird


Helmut Kohl hatte die Wiedervereinigung, Gerhard Schröder musste über Afghanistan und den Irak sowie die Reform des Landes entscheiden - Angela Merkel aber trägt die Verantwortung dafür, ob Europa in der Form bestehen bleibt, wie wir es kennen, oder zerfällt oder auf eine neue Ebene gehoben wird. Seit Tagen brütet sie schon mit ihren Beratern über die drei Optionen und deren Machbarkeit.
Michael Inacker ist stellvertretender Chefredakteur des Handelsblatt. Quelle: Privatfoto
Michael Inacker ist stellvertretender Chefredakteur des Handelsblatt. Quelle: Privatfoto
Erstens: die Fortsetzung der Griechenland-Hilfen mit einem neuen Hilfspaket.
Zweitens: die Verweigerung dieser Hilfen, weil Athen seine Reformauflagen nicht erfüllt.
Oder drittens: die Vermeidung einer harten Entscheidung, indem man die im Sommer laufende Hilfs- und Brückenfinanzierung über die EZB einfach um ein paar Monate verlängert und damit auch Zeit gewinnt.
Viele von Merkels Kritikern, die ihr eine Politik des Ungefähren vorwerfen oder, wie die Publizistin und einstige Kohl-Beraterin Gertrud Höhler, ihren Regierungsstil fundamental kritisieren, rechnen damit, dass Merkel den Mittelweg (Nummer drei) gehen wird.


Doch wie schon so oft ist es Merkels größte Stärke, dass sie unterschätzt wird. Offenbar reift in ihr die Entscheidung, in Sachen Griechenland eine harte Linie zu fahren. Eine Fortsetzung der Griechenland-Hilfe wäre in den Regierungsfraktionen ohnehin nicht durchsetzbar, und im Mittelweg einer Hilfsfinanzierung über die EZB sieht sie nur einen Schrecken ohne Ende mit einer gefährlichen Umfunktionierung der Zentralbank zu einer Druckerpresse - mit entsprechenden Folgen für die Stabilität des Euros.
Merkel will das Richtige tun, sie weiß nur nicht, wie sie, Deutschland und Europa an das sichere andere Ufer kommen sollen. Kommunikativ muss sie verdeutlichen, dass eine Verweigerung weiterer Hilfen für Griechenland - was faktisch zum Ausscheiden Athens aus der Euro-Zone führen würde - nicht aus der Strategie einer Renationalisierung Europas betrieben wird, sondern geschieht, um den Euro zu retten und Europa wieder glaubwürdig zu machen.

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