Um 17:15 Uhr, kurz vor Xetra-Schluss und
zu einer Zeit, wo sich die meisten Händler bereits ins Wochenende verabschiedet
haben, erreicht uns folgende Meldung:
Frankfurt: Die Europäische Zentralbank (EZB) will bei der
Gestaltung ihres künftigen zweiten Staatsanleihenkaufprogramms die Chancen
eines Gegenangriffs von Spekulanten so gering wie möglich halten. Statt
konkrete Renditeobergrenzen für die Papiere einzelner Länder zu setzen, will
der EZB-Rat offenbar Zinsbänder definieren, die er bei den Interventionen
anpeilt, aber nicht veröffentlicht. „Das ist eine der Optionen, die
derzeit noch auf der Ebene der eingesetzten Arbeitsgruppen diskutiert wird und
dann auch im Rat besprochen wird. Es ist der wahrscheinlichste und
erfolgversprechendste Ansatz“, sagte ein mit den internen Diskussionen
vertrauter Notenbanker zu Reuters. Ein anderer Insider bestätigte dies. Ein
Sprecher verwies auf frühere Erklärungen der Notenbank, wonach Spekulationen
über noch nicht getroffene Entscheidungen irreführend seien. Ob die von der
Notenbank anvisierten Zinsbänder etwa für spanische oder italienische Bonds
absolut gelten oder aber den Renditeabstand zu deutschen Bundesanleihen
markieren, sei noch nicht entschieden, hieß es. Das Anpeilen eines Zinsbandes
hätte auf jeden Fall den Vorteil, dass Spekulanten nicht genau wüssten, ab
welchem Niveau die EZB in den Markt eingreife und hielte zudem die Flexibilität
der Notenbank hoch.
Sie kann dann nämlich je nach Lage an den Finanzmärkten
intervenieren, gegebenenfalls das Zinsband verengen oder weiter machen und ist
somit gegenüber dem Markt stets im Vorteil. Konkrete Renditeobergrenzen
könnten, selbst wenn sie nicht publik gemacht würden, schnell von den
Börsianern erkannt und getestet werden. Dann würde die ganze Operation für die
EZB im schlimmsten Fall extrem teuer und womöglich ein Fass ohne Boden.
EZB-Präsident Mario Draghi hatte Anfang des Monats ein zweites,
schlagkräftigeres Anleihekaufprogramm angekündigt, um den Euro zu retten und
überschuldeten Ländern zu helfen. Details werden zur nächsten EZB-Ratssitzung
am 6. September erwartet, wenngleich zu diesem Zeitpunkt wichtige
Rahmenbedingungen für die EZB noch unklar sind. Erst am 12. September
entscheidet nämlich das Bundesverfassungsgericht, ob eine Beteiligung am
permanenten Rettungsschirm ESM mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Wie von an
den Verhandlungen beteiligten Personen zu erfahren war, sind zahlreiche Details
noch nicht fest geklopft. So wird etwa weiter darüber debattiert, welche
Anleihen gekauft werden - Draghi hatte angedeutet, dass es sich eher um
kurzlaufende Papiere handeln dürfte. Zudem wird über die Bedingungen
gestritten, die Länder erfüllen müssen, um gegebenenfalls in den Genuss einer
EZB-Intervention zu kommen. Draghi hatte erklärt, ein Land müsse unter den Rettungsschirm
schlüpfen, bevor die EZB am Sekundärmarkt aktiv würde. Dadurch wären bestimmte
Bedingungen bereits definiert.
Wir meinen: Noch ist nichts konkretes entschieden. Sollte
die EZB aber im September ernst machen, bedeutet das voraussichtlich nichts
anderes, als die Gelddruckmaschine hemmungslos anzuwerfen. Gleichzeitig wird
man die Vergemeinschaftung der Schulden innerhalb der Eurozone über die EZB de
fakto besiegeln. Mit der Nachricht, die als erstes von „Reuters“
veröffentlicht wurde, scheint man die Märkte schon im Vorfeld entsprechend
einzustimmen. Damit dürfte klar sein, warum sich Gold und Silber in dieser
Woche auffällig stark präsentierten. Die Maßnahmen der EZB, die uns
voraussichtlich am 6. September erwarten, sind eine massive Kampfansage
gegen Deflation! Wir erwarten weitere Umschichtungen aus Staatsanleihen der als
sicher geltenden Staaten in Anlagen mit Sachwertcharakter, insbesondere Aktien,
Edelmetalle und Rohstoffe.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Ihre Redaktion von www.companymaker.de
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