10.08.12
Faule Bankpapiere
Spanische Rentner fürchten um ihre Altersvorsorge
Berater verkauften spanischen Rentnern giftige Papiere im Wert von 30 Milliarden Euro. Kunden ab 80 Jahren wurden gezielt ins Visier genommen. Die Rentner bangen nun um ihre Altersvorsorge.
© dapdDie Spanier sind sauer über den Sparkurs der Regierung. Hier protestieren Angestellte im Öffentlichen Dienst. Auch die Rentner müssen leiden
Inocencio Merino hatte Vertrauen in seine Bank, als er vor zwei Jahren 12.000 Euro in Vorzugsaktien des Geldinstituts anlegte. "Das ist eine sichere Anlage, die sieben Prozent bringt", sagten die
Bankberater dem 68-Jährigen damals. Doch der Spanier hatte Pech, denn wie Hunderttausende andere Bankkunden entschied er sich für ein riskantes Finanzprodukt der
maroden Bankia-Bank, das ihn nun um seine Ersparnisse bringen könnte. "Vorzugsaktien – das ist der Skandal des Jahrhunderts in Spanien", empört sich Merino über den "Betrug". Tausenden Rentnern erging es so wie dem früheren Metallarbeiter.
Zinszahlung wurde einfach gestoppt
"Meine Eltern haben keine lange Schulbildung. Meine Mutter wollte ein Produkt ohne Risiko", schildert Inocencios Tochter Magdalena die damalige Entscheidung. Als dann die viertgrößte spanische Bank in Schwierigkeiten geriet, seien die Eltern nicht einmal über den Stopp der Zinszahlungen informiert worden, empört sich die 43-jährige Arbeitslose. Nun sei das Geld durch die Probleme der Bankia, der der Staat im Mai zu Hilfe kommen musste, blockiert.
710.000 Kunden erging es mit den Vorzugsaktien ähnlich wie Inocencio Merino, dem Bankkundenverband Adicae liegen bereits 30.000 Beschwerden vor. "Insgesamt wurden seit 1999 30 Milliarden Euro an giftigen Papieren verkauft, darunter 26 Milliarden Banken-Vorzugsaktien", sagt Javier Contreras von Adicae. Neben der Großbank Bankia richten sich die Klagen vor allem gegen die Geldinstitute CAM und Novagalicia. Bankia, die 2010 durch einen Zusammenschluss von Sparkassen entstanden war.
Aufsicht der spanischen Zentralbank hat versagt
Die
Kleinanleger steckten ihre Ersparnisse in ein "Produkt auf Lebenszeit", bei dem sie Teilhaber ohne Stimmrecht wurden, kritisiert Contreras. Über die Risiken ihrer Anlage seien sie nicht informiert worden, wie es die EU-Richtlinie Mifid eigentlich verlange. Insbesondere an alte Bankkunden ab 80 Jahren sei das Finanzprodukt verkauft worden. "Es gibt ähnliche Produkte auch in anderen europäischen Ländern, aber das Problem in Spanien ist der breite Verkauf an nicht Qualifizierte – mit Unregelmäßigkeiten bei der Vermarktung", bemerkt auch die Vereinigung von Kleinaktionären (AEMEC). Hier habe die Aufsicht der spanischen Zentralbank versagt.
Sparer, die vor Gericht zogen, erhielten eine Entschädigung. Außerdem boten die Banken einen Wechsel von Vorzugsaktien in andere Wertpapiere an, für die die Sparer Verbraucherschützern zufolge aber hohe Abschläge hinnehmen mussten. Unter dem Druck der EU versprach Wirtschaftsminister Luis de Guindos für Ende August eine Neuregelung für die Vermarktung "komplexer Finanzprodukte" wie Banken-Vorzugsaktien. Dennoch rechnet Inocencio Merino wie andere Kleinanleger mit dem Schlimmsten: "Meine Frau glaubt, dass wir alles verloren haben."
AFP/mol
Moody's stuft spanische Banken herab
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen