Finanzierungslücke: Griechenland rechnet mit Sparerfolg
25.09.2012, 21:27 Uhr
Ein um zwei Jahre gestrecktes Sparprogramm und ein Entgegenkommen bei Zinsverpflichtungen: Unter diesen Bedingungen glaubt die griechische Regierung, eine klaffende Finanzierungslücke schließen zu können. Aber nur dann.
AthenDie griechische Regierung rechnet für den angestrebten Aufschub von Reformen mit Kosten von bis zu 15 Milliarden Euro. „Wir schätzen die Finanzierungslücke auf 13 bis 15 Milliarden Euro, die entstehen würde, wenn wir eine Verlängerung über zwei Jahre bekämen“, nannte Finanzminister Yannis Stournaras am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters erstmals konkrete Zahlen
http://www.handelsblatt.com/politik/international/finanzierungsluecke-griechenland-rechnet-mit-sparerfolg/7180914.html
Er
sei aber überzeugt, dass sein Land diese Lücke schließen könne, ohne
die europäischen Steuerzahler zu belasten. Geschehen könnte dies nach
Angaben aus der griechischen Regierung über kurzfristige Anleihen oder
durch niedrigere Zinsen auf griechische Anleihen, die die EZB halte,
oder durch eine Umschuldung dieser Papiere. Dies lehnt die EZB nach
Worten von Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen ab.
Derzeit
zeichnet sich ab, dass Griechenland die Auflagen seiner internationalen
Geldgeber von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) nicht erfüllt
und in den nächsten Jahren mehr Geld benötigt als veranschlagt. Klarheit
darüber soll der Bericht der Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF
bringen, dessen Veröffentlichung sich aber immer weiter verzögert -
wahrscheinlich bis nach der US-Präsidentenwahl am 6. November. Die
Regierung in Athen will von den Geldgebern zwei Jahre mehr Zeit, um die
geplanten Reformen und damit das Sparpaket umzusetzen, ohne die
schwächelnde Wirtschaft weiter abzuwürgen.
EZB-Direktoriumsmitglied
Asmussen schloss einen Forderungsverzicht zugunsten Griechenlands aus.
„Der mögliche zusätzliche externe Finanzierungsbedarf (Griechenlands)
kann nur durch die Mitgliedsstaaten der Euro-Zone geschlossen werden“,
sagte Asmussen der „Welt“ (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. Eine
Umschuldung auf Kosten der EZB stehe nicht zur Diskussion. Die EZB
könnte sich an einer solchen Umschuldung auch gar nicht beteiligen, da
dies eine verbotene monetäre Staatsfinanzierung wäre.
- Seite 1: Griechenland rechnet mit Sparerfolg
- Seite 2: Uneinigkeit unter Euro-Politikern über Entgegenkommen
Uneinigkeit unter Euro-Politikern über Entgegenkommen
Frankreichs
Regierungschef Jean-Marc Ayrault hatte am Wochenende in Aussicht
gestellt, Griechenland könnte mehr Luft zum Atmen bekommen - unter der
Bedingung, dass Athen sich zu den Reformen bekenne. Der niederländische
Finanzminister Jan Kees de Jager kritisierte den Vorstoß als sehr
voreilig. „Dies ist nicht wirklich ein Anreiz für Griechenland, bis zum
Äußersten zu gehen, um alle Reformen und Etatkürzungen umzusetzen, die
nötig sind“, sagte De Jager am Dienstag dem TV-Sender RTL7. „Mit dieser
Art von Bemerkungen macht man es Griechenland sehr leicht, es wieder zu
verzögern.“
Um seine Finanzlöcher zu stopfen, will das von der Staatspleite bedrohte Land etwa weitere kürzer laufende Anleihen ausgeben oder womöglich die EZB miteinbeziehen. Eine Möglichkeit sei, die Laufzeit der von der EZB gehaltenen griechischen Staatsanleihen zu verlängern, erläuterte der stellvertretende Finanzminister Christos Staikouras in einem Dokument. Demnach werden innerhalb des Eurosystems Bonds im Volumen von 28 Milliarden Euro gehalten, die von 2013 bis 2016 fällig werden.
Um seine Finanzlöcher zu stopfen, will das von der Staatspleite bedrohte Land etwa weitere kürzer laufende Anleihen ausgeben oder womöglich die EZB miteinbeziehen. Eine Möglichkeit sei, die Laufzeit der von der EZB gehaltenen griechischen Staatsanleihen zu verlängern, erläuterte der stellvertretende Finanzminister Christos Staikouras in einem Dokument. Demnach werden innerhalb des Eurosystems Bonds im Volumen von 28 Milliarden Euro gehalten, die von 2013 bis 2016 fällig werden.
Finanzminister Stournaras sagte dem „Tagesspiegel“
(Mittwochausgabe), zusätzliches Geld würde nicht benötigt. „Wir sind
fest entschlossen, alles zu tun, damit Griechenland in der Euro-Zone
bleibt.“ Im Reuters-Gespräch bekräftigte er, dass die Finanzierungslücke
zur Erreichung der Defizitziele 2013 und 2014 bei 13,5 Milliarden Euro
liegt.
Auch nach der Ankündigung der EZB, unter Bedingungen Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen, ist die Vertrauenskrise in Europa laut Bundeskanzlerin Angela Merkel noch nicht gelöst. „Es herrscht auf den Finanzmärkten nach wie vor Misstrauen, ob einige Euro-Länder nach wie vor ihre Schulden bedienen können“, sagte Merkel beim Tag der Industrie in Berlin. Die Krise sei nicht über Nacht gekommen. „Deshalb brauchen wir auch einen langen Atem, um diese Krise zu überwinden“, sagte Merkel.
Dies bekommt auch Spanien zu spüren, das sein Zögern mit einem Antrag auf Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm mit steigenden Zinsen bezahlt. Die Versteigerung mehrerer Wertpapiere mit kurzer Laufzeit spülte insgesamt zwar vier Milliarden Euro in die Staatskasse, Spanien musste Anlegern aber anders als zuletzt wieder höhere Renditen bieten.
Auch nach der Ankündigung der EZB, unter Bedingungen Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen, ist die Vertrauenskrise in Europa laut Bundeskanzlerin Angela Merkel noch nicht gelöst. „Es herrscht auf den Finanzmärkten nach wie vor Misstrauen, ob einige Euro-Länder nach wie vor ihre Schulden bedienen können“, sagte Merkel beim Tag der Industrie in Berlin. Die Krise sei nicht über Nacht gekommen. „Deshalb brauchen wir auch einen langen Atem, um diese Krise zu überwinden“, sagte Merkel.
Dies bekommt auch Spanien zu spüren, das sein Zögern mit einem Antrag auf Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm mit steigenden Zinsen bezahlt. Die Versteigerung mehrerer Wertpapiere mit kurzer Laufzeit spülte insgesamt zwar vier Milliarden Euro in die Staatskasse, Spanien musste Anlegern aber anders als zuletzt wieder höhere Renditen bieten.
http://www.handelsblatt.com/politik/international/finanzierungsluecke-griechenland-rechnet-mit-sparerfolg/7180914.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen