Gegen zweiten SchuldenschnittInvestoren wollen Steuerzahler für Griechen bluten lassen
21.09.2012, 11:46 Uhr
exklusiv
Der Commerzbankchef rechnet fest damit, die internationalen Geldgeber
erwägen ihn offenbar bereits - einen neuen Schuldenschnitt für
Griechenland. Doch private Investoren sträuben sich. Dann müssten die
Steuerzahler ran.
BerlinWährend
die griechische Regierung mit ihren internationalen Geldgebern über
weitere Sparanstrengungen feilscht, hat Commerzbank-Chef Martin Blessing
einen zweiten Schuldenschnitt für das Land erneut ins Gespräch
gebracht. Doch dem stellen sich die Anleger entgegen. Geht es nach der
Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), dann würden nur die
Steuerzahler bluten.
Ein erneuter Schuldenschnitt kommt für private Anleger nicht mehr in Frage“, sagte SdK-Vorstandsmitglied Daniel Bauer Handelsblatt Online. Mit dem erfolgten Zwangsumtausch griechischer Anleihen Anfang 2012 hätten die privaten Investoren bereits einen Großteil ihrer Forderungen Griechenland erlassen müssen. „Das was jetzt noch übrig geblieben ist, entspricht ungefähr der Insolvenzquote, die Gläubiger bei vergleichbaren Staatsinsolvenzen in der Vergangenheit erhalten haben.“ Daher wären im Fall eines neuerlichen Schuldenschnitts diesmal die öffentliche Hand und die öffentlichen Institutionen an der Reihe, ihren Beitrag zu leisten.
Ein erneuter Schuldenschnitt kommt für private Anleger nicht mehr in Frage“, sagte SdK-Vorstandsmitglied Daniel Bauer Handelsblatt Online. Mit dem erfolgten Zwangsumtausch griechischer Anleihen Anfang 2012 hätten die privaten Investoren bereits einen Großteil ihrer Forderungen Griechenland erlassen müssen. „Das was jetzt noch übrig geblieben ist, entspricht ungefähr der Insolvenzquote, die Gläubiger bei vergleichbaren Staatsinsolvenzen in der Vergangenheit erhalten haben.“ Daher wären im Fall eines neuerlichen Schuldenschnitts diesmal die öffentliche Hand und die öffentlichen Institutionen an der Reihe, ihren Beitrag zu leisten.
Ein
erneuter Schuldenschnitt der von privaten Investoren gehaltenen
Anleihen würde zudem auch keinen Sinn ergeben, betonte Bauer, da die
ausstehenden Anleihen nur noch einen geringen Anteil an der
Gesamtverschuldung ausmachten. Überdies habe der Zwangsschuldenschnitt
Anfang 2012 die Euro-Krise sogar noch verschärft. Spanien und Italien
hätten höhere Zinsen an den Kapitalmärkten zahlen müssen, da das
Vertrauen in kriselnde Euro-Länder gelitten habe.
Zuletzt
hatte Commerzbank-Chef Blessing den weiteren Schuldenschnitt ins Spiel
gebracht. "Wir werden am Schluss nochmal einen Schuldenschnitt in
Griechenland sehen, an dem sich alle Gläubiger beteiligen werden", sagte
Blessing am Donnerstag in Frankfurt. Anders als im Frühjahr könnten
dann auch öffentliche Gläubiger wie die Europäische Zentralbank (EZB)
und nationale Notenbanken zur Kasse gebeten werden, also letztlich die
europäischen Steuerzahler.
Ein neuer
Schuldenschnitt wird für die Hellenen dann immer wahrscheinlicher, wenn
die Bedingungen der internationalen Geldgeber aufgeweicht werden sollten
und letztlich immer unsicherer wird, ob es Griechenland gelingt, seine
Schuldentragfähigkeit bis 2020 wieder herzustellen. Dieser Fall ist
nicht ausgeschlossen. Darauf deutet ein Bericht der Nachrichtenagentur
Reuters hin. Bei den jüngsten Gesprächen zwischen der Regierung in Athen
und der Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF soll es demnach zu
Spannungen über Reformen im überdimensionierten öffentlichen Dienst
gekommen sein.
- Seite 1: Investoren wollen Steuerzahler für Griechen bluten lassen
- Seite 2: Zweifel an Gesundung Griechenlands wachsen
- Seite 3: Investoren skizzieren alternativen Rettungsweg
- http://www.handelsblatt.com/politik/international/gegen-zweiten-schuldenschnitt-investoren-wollen-steuerzahler-fuer-griechen-bluten-lassen/7164008.html
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