Griechenland im Generalstreik „Leute kämpft, sie trinken euer Blut“
26.09.2012 ·
Im ersten landesweiten Streik unter der Regierung Samaras
protestieren Millionen Griechen gegen das neue Sparprogramm. Am Rande
einer Demonstration kam es zu Ausschreitungen. Die Lage könnte sich in
den nächsten Wochen noch weiter verschärfen. Am Donnerstag will Samaras
den Koalitionspartnern die neuen Sparvorschläge vorlegen.
Stillstand in Griechenland: Mit dem
dritten Generalstreik in diesem Jahr demonstrieren Millionen von
Griechen an diesem Mittwoch gegen weitere Sparmaßnahmen. Viele Geschäfte
blieben geschlossen, Krankenhäuser arbeiteten nur mit Notbesetzung.
Zahlreiche Banken sowie die Post wurden ebenfalls bestreikt. Ministerien
und Steuerämter blieben geschlossen. Im Flugverkehr werden erhebliche
Behinderungen erwartet, weil auch die Fluglotsen streiken.
Rund 50.000 Griechen machten bei einer großen
Demonstration durch die Hauptstadt ihrem Unmut Luft. Unter den
Teilnehmern waren unter anderem Ladenbesitzer, Apotheker, Lehrer und
Automechaniker. Tausende Polizisten im Stadtzentrum sollten
Ausschreitungen verhindern. „Leute kämpft, sie trinken euer Blut“,
skandierten die Demonstranten zu Trommelmusik. Am Rande der
Demonstration kam es auf dem Platz vor dem Parlament zu Ausschreitungen.
Rund 200 vermummte Autonome schleuderten mehrere Brandflaschen auf die
Polizei. Die Beamten setzten Tränengas und Blendgranaten ein, wie das
Fernsehen zeigte. Tausende Demonstranten flüchteten in Nebenstraßen.„Die neuen Maßnahmen sind unerträglich, ungerecht und verschlimmern die Krise nur. Wir sind entschlossen, zu kämpfen, bis wir gewinnen“, sagte Kostas Tsikrikas, Chef der Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst ADEDY. „Dieser Streik ist nur der Anfang unseres Kampfes“, sagte eine weitere ADEDY-Vertreterin.
Die Streiks sind die massivsten seit Februar und der erste landesweite Generalstreik seit dem Antritt der griechischen Regierung unter Ministerpräsident Antonis Samaras im Juni. Zu den Aktionen aufgerufen haben sowohl die Gewerkschaftsdachverbände des privaten und des staatlichen Bereichs. Nach eigenen Angaben vertreten sie zusammen mehr als drei Millionen Arbeitnehmer.
Unterdessen hat die griechische Regierung nach der Kritik der internationalen Geldgeber ein neues Sparpaket über knapp zwölf Milliarden Euro ausgearbeitet. Ministerpräsident Antonis Samaras und Finanzminister Yannis Stournaras hätten sich am Vorabend auf die Maßnahmen geeinigt, sagte ein Vertreter der Regierung in Athen am Mittwoch. Die Einigung wurde nach mehrstündigen Gesprächen erzielt, sagte ein Mitarbeiter des Finanzministeriums. Die Vorschlägen sollten am Donnerstag unter den Parteichefs der Koalition abgestimmt werden. Dann soll der Entwurf für den neuen Sparplan den Vertretern der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) vorgelegt werden, die nächste Woche nach Griechenland zurückkehren wollen.
Nur wenn Athen die weiteren Sparauflagen erfüllt, die von der Geldgeber-Troika aus IWF, EU-Kommission und EZB geprüft werden, kann die Regierung mit einer weiteren Finanztranche von 31,5 Milliarden Euro rechnen. Andernfalls steht Griechenland vor dem Staatsbankrott.
Am Dienstag waren abermals Zweifel aufgekommen, ob das Land voraussichtlich wie geplant von 2015 an seinen Haushalt ohne zusätzliche Hilfen finanzieren kann. Athen benötige „mindestens zwei Jahre“ zusätzlich Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen, hieß es übereinstimmend aus Brüssel und verschiedenen europäischen Notenbanken.
Quelle: nal. mit dpa, AFP, Reuters
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europas-schuldenkrise/griechenland/griechenland-im-generalstreik-leute-kaempft-sie-trinken-euer-blut-11904230.html
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