Neue Allianz gegen den IS?
Mehr Aktivitäten Russlands in Syrien
Russland sieht im Islamischen Staat und dem Strom der Flüchtlinge aus Syrien eine direkte Gefahr. Daher reagieren die Amerikaner zurückhaltend auf die militärische Präsenz der Russen in Syrien.
Private Quellen haben am Dienstagabend neue Bilderüber einen erweiterten Ausbau der Präsenz russischen Militärs in Syrien vorgelegt. Laut dem «Wall Street Journal» deuten die Satellitenbilder darauf hin, dass die Russen drei Stützpunkte an der syrischen Mittelmeerküste aufbauen, nicht nur einen, wie man zuvor annahm.
Vorbereitende Arbeiten
Seit Ende August haben die Amerikaner beobachtet, wie russische Streitkräfte sich auf einem Militärflughafen südlich der Hafenstadt Latakia installierten.Aufklärungsfotos zeigen laut Fachleuten knapp 30 russische Kampfflugzeuge und Helikopter diverser Typen. Die neuen Fotos stammen angeblich von zwei weiteren Stützpunkten, ebenfalls in der Nähe von Latakia. Dort sind, wie es ausschaut, kürzlich vorbereitende Arbeiten durchgeführt worden, um Personal und Gerät zu stationieren.
Die Amerikaner haben mit einiger Zurückhaltung auf die verstärkte Anwesenheit der Russen in jenem Gebiet reagiert, das noch von den Truppen von Präsident Asad beherrscht wird. Dies unter anderem deswegen, da die Absichten des Kremls nicht klar erkennbar sind. Laut offiziellen Quellen wollen die Russen den Kampf gegen die Terrormiliz des Islamischen Staats (IS) verschärft sehen. Mehr internationale Kooperation sei notwendig, doch legten sich die Amerikaner quer, heisst es in einem amtlichen Agenturbericht.
Nicht nur Gegner
Laut derselben Quelle sind die Russen besorgt über den Strom der Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern, der sich zur Zeit nach Europa ergiesst. Da die russische Regierung seit langem gegen muslimische Extremisten im Kaukasus und in Zentralasien kämpft, ist es machtpolitisch verständlich, dass Putin dem IS bereits fern der Heimat einen Riegel schieben will. Im April hatte ein hoher russischer Funktionär gesagt, die Regierung habe Kenntnis von rund 1700 Russen , die in den Reihen des IS kämpften. Dazu kämen viele mehr aus zentralasiatischen Ländern wie etwa Tadschikistan. Der IS stelle eine reale Gefahr für Russland und dessen Nachbarn dar.
Daher räumen die Amerikaner ein, dass der Kreml in Syrien wohl weniger sinistre Expansionspolitik betreibe, sondern seine nationalen Interessen schütze. Man schliesst in Washington nicht aus, dass die Russen zur Zeit zwar auf Asads Seite stehen, aber vielleicht einen organisierten politischen Machtwechsel in Damaskus anstreben. Asad unbefristet im Sattel bewahren zu wollen, würde den IS potenziell eher stärken als schwächen.
Russland und die USA haben in Syrien ein gemeinsames Interesse: zu verhindern, dass auch noch die restliche staatliche Struktur zusammenbricht und dem IS Tür und Tor zu neuen Gebieten und Ressourcen öffnet. Das Weisse Haus erwägt offenbar, ein Treffen zwischen den Präsidenten Obama und Putin zu organisieren, wenn dieser Ende September zum ersten Mal seit vielen Jahren zur Vollversammlung der Uno nach New York reist.
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