BerlinIst die Griechenland-Krise noch beherrschbar oder ufert sie aus – mit unabsehbaren Kosten für alle Beteiligten? Dass die Krise auch Deutschland in Mitleidenschaft ziehen könnte, deutete sich schon im Sommer an, als die Ratingagentur Moody's mit dem Entzug der Bestnote drohte. Der Grund dafür, liegt auf der Hand: Die Euro-Rettung im Allgemeinen und die Griechenland-Rettung im Besonderen werden zu einer immer größeren Belastung für Europas größte Volkswirtschaft, sofern eine Kehrtwende weiter auf sich warten lässt.
Vor diesem Hintergrund suchen die Euro-Retter heute eine Lösung für Griechenland. Das ist ein schwieriges Unterfangen, da es bei einem Spitzentreffen in Brüssel zunächst darum gehen soll, den Streit zwischen den Euro-Finanzministern und dem Internationale Währungsfonds (IWF) darüber beizulegen, wie Griechenlands Schuldenberg auf lange Sicht auf ein tragfähiges Maß abgebaut werden kann. Vorher kann die Troika aus EU, IWF und Europäischer Zentralbank (EZB) kein grünes Licht geben für die Auszahlung weiterer voraussichtlich 44 Milliarden Euro aus dem zweiten Hilfsprogramm von insgesamt 130 Milliarden Euro.
Darüber hinaus suchen die Minister eine Verständigung, wie eine akute Finanzlücke von knapp 14 Milliarden Euro bis 2014 gedeckt werden kann, die aus einer Streckung der kurzfristigen Haushaltsziele für Griechenland resultiert. Dabei wird es, wie die Bundesregierung sagt, wohl zu einem Maßnahmen-Mix kommen. Wie auch immer entschieden wird, für Deutschland werden die Lasten größer je länger die Griechenland-Rettung dauert.
Wie hoch die tatsächlichen Griechenland-Kosten für Deutschland sind, kann allerdings seriös niemand beziffern. Und auch mögliche Folgen für Anleger und Steuerzahler sind nicht konkret benennbar. Das hängt damit zusammen, dass sehr viele Zahlen aus verschiedenen Quellen auf dem Markt sind. Direkte Auswirkungen der Rettungskosten sind derzeit ohnehin nicht zu erwarten. Teuer wird das Ganze für den Steuerzahler erst, wenn die Griechen pleitegehen und Kredite nicht mehr zurückzahlen können. Dann wären große Geberländer wie Deutschland mehr als andere betroffen. Bislang verdient der Bund mit den Stützungsmaßnahmen sogar Geld. Auf die Kredite aus dem ersten Hilfspaket, an denen Deutschland mit 15,17 Milliarden Euro beteiligt ist, zahlt Griechenland Zinsen. Bisher bekam Deutschland 300 Millionen Euro aus Athen überwiesen.
Damit lässt sich eines zumindest sicher sagen: Bisher sind keine Kosten der Griechen-Rettung entstanden. Alles andere unterliegt diversen Szenarien (Staatsbankrott, Austritt aus der Euro-Zone, weiterer Schuldenschnitt oder drittes Griechenland-Hilfsprogramm), die eintreffen können, aber nicht müssen und den finanziellen Risiken, die sich davon ableiten lassen. Und hier fangen die Probleme an. Denn sowohl Ökonomen als auch Verbände und Politiker machen je unterschiedliche Rechnungen auf, wie der folgende Überblick zeigt:
- Seite 1: Die wahren Kosten der Griechenland-Rettung
- Seite 2: Ifo und IW spielen 80-Milliarden-Szenario durch
- Seite 3: DIW-Ökonom warnt vor etlichen „verstecken Kosten“
- Seite 4: „Ende mit Schrecken zu verschmerzbaren Kosten“
- Seite 5: Steuerzahlerbund: Risiken von weit über 100 Milliarden Euro
- Seite 6: Finanzwissenschaftler warnt vor Reputationskosten
- Seite 7: Politik bangt wegen Griechenland um Gesamt-Europa
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