Gesamtzahl der Seitenaufrufe
Mittwoch, 30. September 2015
Verkauf von Währungsreserven Die Leiden der reichen Ölstaaten Neben vielen anderen Staaten greifen vor allem Saudi-Arabien und Norwegen auf Währungsreserven zurück. Dies bringt erhebliche Unruhe in die Märkte.
Verkauf von WährungsreservenDie Leiden der reichen Ölstaaten
Neben vielen anderen Staaten greifen vor allem Saudi-Arabien und Norwegen auf Währungsreserven zurück. Dies bringt erhebliche Unruhe in die Märkte.
29.09.2015, von GERALD BRAUNBERGER
Statistiken zu lesen, kann mühsam sein, aber auch erhellend. Für den August 2014 weist die Zentralbank Saudi-Arabiens Sama (Saudi Arabian Monetary Authority) Fremdwährungsreserven im Wert von knapp 2,8 Billionen Riyal aus – umgerechnet rund 665 Milliarden Euro. Im Juli 2015 betrugen diese Anlagen nur noch 2,5 Billionen Rial, also rund 595 Milliarden Euro, und nach Vermutungen an den internationalen Finanzmärkten haben die Saudis seitdem weiter verkauft. Die als unermesslich reich geltenden Saudis bauen Währungsreserven ab.
Sie sind nicht die einzigen Ölförderer, die auf Reserven zurückgreifen. In der vergangenen Woche senkte die Bank von Norwegen ihren Leitzins von 1 auf 0,75 Prozent. Ihr Gouverneur Oeystein Olsen stellte bei dieser Gelegenheit gleich weitere Leitzinssenkungen in Aussicht. Als Grund wurde die Sorge vor einer wirtschaftlichen Schwäche wegen des niedrigen Ölpreises genannt. Die Arbeitslosenquote befindet sich auf dem höchsten Stand seit 2006.
Gleichzeitig ließ die Regierung in Oslo erkennen, dass sie für den Staatshaushalt des kommenden Jahres vermutlich auf zusätzliche Mittel aus dem riesigen staatlichen Ölfonds zurückgreifen will. Dieser bei der Bank von Norwegen angesiedelte Fonds gehört mit einem Volumen von rund 800 Milliarden Euro zu den größten Anlegern in der Welt. Rund 40 Prozent seiner Mittel sind in Aktien angelegt, knapp 60 Prozent in Anleihen und ein kleiner Teil in Immobilien.
Eigentlich dient der Fonds der langfristigen Altersabsicherung der norwegischen Bevölkerung, aber die Regierung kann auf einen Teil der Gelder zugreifen. „Obwohl wir wegen des niedrigen Ölpreises vor Herausforderungen stehen, haben wir ein gutes Modell, um den Ölreichtum zu verwalten und gleichzeitig der Finanzpolitik Spielraum zu geben“, sagte Olsen vor wenigen Tagen. Mit Geldern aus dem Ölfonds könnte die Regierung zusätzliche Staatsausgaben finanzieren, ohne den Kapitalmarkt mit zusätzlichen neuen Staatsanleihen zu belasten.
Mehr zum Thema
Die beiden Beispiele zeigen: Auch die reichsten Ölförderer haben Schwierigkeiten, mit dem niedrigen Ölpreis umzugehen, ohne sich einschränken zu müssen. Früher hieß es an den Märkten, Saudi-Arabien benötige langfristig einen Ölpreis von rund 100 Dollar je Barrel, um seinen Wohlfahrtsstaat und seine erheblichen Militärausgaben zu erhalten. Aktuell liegt der Ölpreis unter 50 Dollar. Auch andere Ölförderer wie Russland und Brasilien stehen unter erheblichem Anpassungsdruck.
Vor allem Schwellenländer verkaufen
Seit dem vergangenen Jahr verkaufen vor allem Schwellenländer erhebliche Bestände an Währungsreserven, die sie überwiegend in den vergangenen 15 Jahren aufgebaut hatten. Für diesen Aufbau gab es vor allem zwei Ursachen. Zum einen bauten Rohstoffländer aus dem Erlös von Öl und Gas und weiteren Rohstoffen erhebliche Geldvermögen auf, die in Zentralbanken oder Staatsfonds geparkt werden. Der norwegische Ölfonds könnte mit seinen rund 800 Milliarden Euro der größte dieser durch Rohstoffverkäufe gespeisten Fonds sein. Auf ein ähnliches Volumen könnte der Staatsfonds aus Abu Dhabi kommen, der allerdings keine offiziellen Zahlen ausweist und zu dem weit auseinandergehende Schätzungen vorliegen.
Eine zweite Gruppe von Ländern baute Währungsreserven durch Fremdwährungskäufe am Devisenmarkt mit dem Ziel auf, die Landeswährung nicht zu sehr aufwerten zu lassen. Aus dieser Quelle speisen sich unter anderem die Währungsreserven Chinas und Singapurs. Gewöhnlich versuchten diese Länder, eine Aufwertung ihrer Währungen gegenüber dem Dollar zu verhindern. Eine Ausnahme aus jüngerer Zeit bildete die Schweiz, die mehrere Jahre ihren Wechselkurs gegenüber dem Euro mit erheblichen Euro-käufen durch die Schweizerische Nationalbank stabilisiert hatte.
Lässt man die Schweiz beiseite, haben die meisten Länder, die in den vergangenen 15 Jahren erhebliche Währungsreserven aufgebaut haben, ursprünglich Dollar angesammelt. Dies gilt für die Rohstoffländer, weil Rohstoffe rund um den Globus überwiegend in Dollar bezahlt werden. Aber auch die meisten Länder, die zum Zwecke der Wechselkursmanipulation Fremdwährungen erwarben, kauften überwiegend zunächst Dollar.
Hat sich der Aufbau der Bestände gelohnt?
Im Laufe der Jahre haben diese Zentralbanken und Staatsfonds ihr Fremdwährungsanlagen diversifiziert, um nicht alles auf den Dollar zu setzen. In dieser Phase kauften sie viele Wertpapiere, überwiegend wohl Staatsanleihen, aus den Euro-staaten und zu einem geringeren Teil aus Großbritannien und Japan. Seit dem vergangenen Jahr werden solche Papiere wohl eher verkauft. Dies dürfte gerade für Anleihen aus dem Euroraum zutreffen, da die Investoren eher eine Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten erwarten und sich daher eher von Euro- als von Dollaranleihen getrennt haben. Wie zu hören ist, hat die Europäische Zentralbank in den vergangenen Monaten viele Staatsanleihen von anderen Zentralbanken und von Staatsfonds erworben.
Eine interessante Frage ist, ob sich der Aufbau erheblicher Wertpapierbestände auf westliche Währung aus finanzieller Sicht für die Zentralbanken und Staatsfonds gelohnt hat. Das hängt zum einen von der Wechselkursentwicklung ab. Die Schweizerische Nationalbank hat im ersten Halbjahr einen Bewertungsverlust von knapp 48 Milliarden Franken erlitten, weil ihre Währung in diesem Zeitraum gegenüber Euro und Dollar aufwertete.
Die Tschechische Zentralbank wies über rund zehn Jahre ein negatives Eigenkapital als Folge einer Aufwertung der Krone aus, die ihr Bewertungsverluste auf ihre Währungsreserven bescherte. Aber solche Bewertungsverluste sind vielleicht nur vorläufig, weil sich die Wechselkurse in den kommenden Jahren in eine andere Richtung entwickeln können. Wechselkurse lassen sich nach aller Erfahrung nicht zuverlässig vorhersagen.
Gefühl trügerischer Sicherheit
Die Analysten der amerikanischen Großbank BNY Mellon kommen zu einer differenzierten Bewertung. Nach der Asien-Krise des Jahres 1997 hatten asiatische Schwellenländer hohe Währungsreserven aufgebaut, um einen Puffer für künftige Krisen zu bilden. Dies hat bisher funktioniert und kann als eine positive Entwicklung betrachtet werden. Die Analysten äußern aber klare Zweifel daran, dass die heftigen staatlichen Interventionen am Devisenmarkt, die zunächst zum Aufbau von Währungsreserven führten und jetzt zu ihrem Abbau beitragen, den Finanzmärkten gut getan haben.
Die Diversifizierung dieser Währungsreserven habe zur Glättung von Kursbewegungen geführt und die Marktteilnehmer in ein Gefühl trügerischer Sicherheit versetzt. Die heftigen Kursbewegungen der vergangenen Monate, die mit dem Abbau von Währungsreserven einhergehen, haben im Gegenzug eine ausgeprägte Verunsicherung in die Märkte getragen. Nach Schätzungen hat der Staatsfonds von Qatar allein in den vergangenen Tagen mit seinen Beständen an VW- und Glencore-Aktien mehrere Milliarden Euro verloren.
Rohstoffländer mit hohen Auslandsvermögen gehen noch ein anderes Risiko ein. Das Gefühl von Sicherheit kann sie für die sogenannte „holländische Krankheit“ anfällig machen. Das ist die Vernachlässigung anderer potentiell attraktiver und technisch hochstehender Wirtschaftszweige im Vertrauen auf das einfach verdiente Geld aus Rohstoffverkäufen. Die Niederlande machten diese Erfahrung vor einigen Jahrzehnten nach der Entdeckung von Gasfeldern in der Nordsee. Seitdem hat sie sich ausgebreitet.
EILMELDUNG: DF Deutsche Forfait geht ins Schutzschirmverfahren – was wird aus der 30-Mio-Anleihe?
Home » TopNews » EILMELDUNG: DF Deutsche Forfait geht ins Schutzschirmverfahren – was wird aus der 30-Mio-Anleihe?
EILMELDUNG: DF Deutsche Forfait geht ins Schutzschirmverfahren – was wird aus der 30-Mio-Anleihe?
Die Gespräche mit Investoren blieben wie vermutet ohne positives Ergebnis. Anleihegläubiger kamen der Umtauschaufforderung nicht hinreichend nach. Jetzt wollen sich die Kölner in Eigenverwaltung sanieren. Für die Anleihe 2013/20 bedeutet das nichts Gutes.
Der Vorstand der DF Deutsche Forfait AG (auch aktiennotiert im Prime Standard, ISIN: DE000A14KN88) hat beschlossen, zur weiteren Umsetzung der Restrukturierung beim Amtsgericht Köln einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung zu stellen.
Die Frist bis zum 30.9. war entscheidend für die Eintragung der im Juni und Juli 2015 platzierten Sach- und Barkapitalerhöhung in das Handelsregister. Es hatten sich bis zum Stichtag nicht genügend Anleihegläubiger zum Verkauf ihrer Anleihen zum Kurs von 50% des Nennwerts bereit erklärt – was eine ad-hoc-Bilanzsanierung zur Folge gehabt hätte für die DFAG. Offenbar scheiterte dieses Vorhaben aber nur an fehlenden 2,5 Mio. EUR.
BondGuide hatte vergangene Woche nochausdrücklich die Unterstützung des Vorhabens empfohlen - mangels Alternativen, die im Prinzipg lediglich Insolvenz bedeuten konnten.
Während der Dauer des Schutzschirmverfahrens soll die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft weitergeführt werden. Die vielversprechende Entwicklung des operativen Geschäfts in den letzten Monaten und damit die Rückkehr der DF-Gruppe in ihre angestammten Märkte soll fortgesetzt werden.
Die ausstehende Anleihe 2013/20 im Volumen von rund 30 Mio. EUR ging heute bei 30% aus dem Handel – die Schutzschirmmeldung kam allerdings erst nach Handelsschluss. Kursverluste sind vorprogrammiert – ein Umtausch zu 50% wäre das kleinere Übel gewesen.
Schließlich weist auch die Durchführung der Steinigung selbst eindeutig Nachteile für Frauen auf
Schließlich weist auch die Durchführung der Steinigung selbst
eindeutig Nachteile für Frauen auf
https://www.bmbf.gv.at/frauen/gewalt/fin_Tradition_und_Gewalt_an_Frauen.pdf?4jj2r
https://www.bmbf.gv.at/frauen/gewalt/fin_Tradition_und_Gewalt_an_Frauen.pdf?4jj2r
Dienstag, 29. September 2015
Die Credit Suisse ist in den USA zu einer weiteren Strafzahlung verknurrt worden
Credit Suisse kassiert weitere Millionenbusse in den USA
Strafzahlung
Die Credit Suisse muss der amerikanischen Börsenaufsicht SEC eine Millionenbusse zahlen. Offenbar hat die Grossbank der Behörde Kundendaten unvollständig weitergeleitet.
28.09.2015
DISKUSSION
0 Kommentare
MEHR ZUM THEMA
Die Credit Suisse ist in den USA zu einer weiteren Strafzahlung verknurrt worden. Von der amerikanischen Tochtergesellschaft Credit Suisse Securities (USA) LLC werde eine Zahlung verlangt, wegen der unvollständigen Übermittlung von Handelsdaten der Kunden, den so genannten «Blue Sheet»-Daten, teilt die amerikanische Börsenaufsicht SEC am Montag mit. Die Verfehlungen beziehen sich auf einen Zeitrahmen von zwei Jahren.
Die Credit Suisse habe der Zahlung von 4,3 Millionen Dollar zugestimmt, um die Angelegenheit zu bereinigen, so die SEC. Gleichzeitig habe die Bank zugegeben, gegen Aufbewahrungsfristen und Meldepflichten der SEC verstossen zu haben.
Von der Credit Suisse war dazu für AWP bis anhin kein Kommentar zu erhalten.
(awp/mbü)
Mit Preisabsprachen im Edelmetallhandel durch die UBS hatte sich auch schon die Finanzmarktaufsicht (Finma) beschäftigt. Sie band den Edelmetallhandel in ihre Untersuchungen zu Manipulationen von Referenzsätzen am Devisenmarkt ein. Im November 2014 gab die Finma bekannt, dass sie bei der UBS Gewinne in der Höhe von 134 Millionen Franken einzieht und Limiten für Boni für Investmentbanker erlässt.
Goldskandal: UBS informierte wohl früh Weko
Goldmanipulation
Die UBS wird in der Schweizer Ermittlung zu manipulierten Edelmetall-Preisen offenbar bevorzugt behandelt. Die Bank würde so zum wiederholten Male als Gewinnerin aus einem Skandal hervorgehen.
28.09.2015
DISKUSSION
1 Kommentar
MEHR ZUM THEMA
Die Schweizerische Wettbewerbskommission (Weko) nimmt den Edelmetall-Handel von Grossbanken wie UBS und Julius Bär ins Visier. Es geht um mögliche Absprachen im Geschäft, auch ausländische Geldhäuser sind betroffen.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet nun, dass die UBS mit Nachsicht rechnen könne, da sie früh mit der Weko zusammenarbeitete. Eine Person, die mit den Weko-Ermittlungen vertraut sei, berichtete, dass die UBS auf einen Status als Kronzeuge zählen darf. Die UBS wollte sich zum Zeitpunkt nicht zu den Untersuchungen äussern.
UBS packt oft als erste Bank aus
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich die UBS auf diese Art vor scharfen Sanktionen schützen kann. Auch im Devisenskandal zahlte die Grossbank viel weniger als erwartet. Zugute kam der UBS, dass sie zuerst auspackte und als Kronzeugin auftrat. EinWirtschaftsexperte sprach von einem «Geschäftsmodell».
Die Bank Julius Bär werde in der Untersuchung vollumfänglich mit den Behörden kooperieren, sagte Julius-Bär-Sprecher Jan Vonder Mühll auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Bussen möglich
Wie die Weko zu den Hinweisen gelangt ist – beispielsweise über einen Whistleblower – wollte der stellvertretende Direktor Patrik Ducrey gegenüber AWP nicht sagen. Man habe entsprechende Hinweise erhalten, erklärte er lediglich. Angesichts der Komplexität des Falls dürfte sich die Untersuchung länger hinziehen. Ein Abschluss sei frühestens im kommenden, wenn nicht gar erst im übernächsten Jahr zu erwarten, ergänzte Ducrey.
Falls die Institute tatsächlich gegen Wettbewerbsregeln verstossen hätten, müssten sie mit Bussen rechnen, erklärte der Stellvertretende Direktor. Über die Höhe der potenziellen Bussen wollte er aber keine Angaben machen. Das Gesetz sehe Strafen in der Höhe bis zu 10 Prozent des in den letzten drei Jahren in der Schweiz generierten Umsatzes vor, sagte Weko-Vizedirektor Olivier Schaller der Nachrichtenagentur sda.
Untersuchungen in den USA
Der Edelmetall-Handel steht auch im Visier anderer Regulatoren. Im Februar hatte bereits das amerikanische Justizdepartement (DoJ) eine Untersuchung gegen rund zehn Banken wegen Preismanipulation bei Edelmetallen eingeleitet. Dabei hatte die Behörde unter anderem die Grossbanken UBS und die Credit Suisse (CS) im Visier. UBS kam in diesem Fall straffrei davon. Im Mai teilte die Bank mit, die sich damals mit dem DoJ im globalen Devisenskandal geeinigt hatte, dass die Behörde hinsichtlich des Edelmetallgeschäfts der Bank ebenfalls keine Klage erheben werde.
Mit Preisabsprachen im Edelmetallhandel durch die UBS hatte sich auch schon die Finanzmarktaufsicht (Finma) beschäftigt. Sie band den Edelmetallhandel in ihre Untersuchungen zu Manipulationen von Referenzsätzen am Devisenmarkt ein. Im November 2014 gab die Finma bekannt, dass sie bei der UBS Gewinne in der Höhe von 134 Millionen Franken einzieht und Limiten für Boni für Investmentbanker erlässt. Auch im Handel mit Edelmetallen sei es bei der Grossbank zu schwerwiegendem Fehlverhalten von Mitarbeitern gekommen, teilte die Finma damals mit.
Aktien verlieren über Durchschnitt
Die Aktien der beiden Schweizer Institute büssten am Montag überdurchschnittlich ein. UBS verlieren bis gegen 13.45 Uhr knapp 1,4 Prozent auf 17,87 Franken und Julius Bär gar 2,1 Prozent auf 42,49 Franken, während der SMI lediglich 0,31 Prozent tiefer steht.
(chb; mit Material von awp)
http://rolfsraptorshareholderblog.blogspot.de/
http://rolfsraptorshareholderblog.blogspot.de/
Montag, 28. September 2015
Ein offenes Geheimis: das Geld wird geteilt
Ein offenes Geheimis: das Geld wird geteilt
Das große Geld aber, sagen Anwälte, fließt an anderer Stelle: „Bei der Anwaltsvergütung spielt die Musik“, erklärt Hans-Ulrich Wilsing, Partner der Großkanzlei Linklaters. „Wenn der klageführende Rechtsanwalt für so einen Fall eine pauschale Vergütung von 300 000 Euro erhält, liegt die Vermutung nahe, dass es ein abgekartetes Spiel ist und das Geld hintenrum an den Kläger zurückfließt.“
Es gilt in der Branche als offenes Geheimnis, dass sich die Klagenden und ihre Anwälte das Geld teilen. Die Berufskläger selbst streiten das freilich ab. Doch für einen Aktionär lohnt es sich kaum, für einen Euro pro Aktie in einen aufwendigen Prozess zu ziehen. Er profitiert nur davon, wenn er einen Teil des Anwalthonorars abbekommt. Und da der Anwalt ohne ihn den Prozess nicht hätte führen können, schlägt der in den Deal ein. Deshalb findet Wilsing: „Das Räuberische dieser Aktionärsklagen liegt in der Pauschalvergütung der Anwälte. Wenn die mit zehn Klagen gegen ein Unternehmen vorgehen, ziehen die aus einem Fall locker 3 Millionen Euro.“
Oft nicke der Anwalt der Gegenseite die Vergleiche deshalb so schnell ab, weil er ebenfalls einen Teil vom Kuchen abbekomme, sagen Branchenkenner. Im Prinzip gibt es eine Deckelung für Anwaltshonorare, die aber lässt sich umgehen, wenn eine Barzahlung an alle Aktionäre verabredet wird. Die Zeche zahlen am Ende die Unternehmen oder deren Mehrheitseigner.
Eine halbe Million für den Kläger - oft sogar mehr
Eine halbe Million für den Kläger - oft sogar mehr
Normalerweise haben Klagende eine 50:50-Chance, den Prozess zu gewinnen. Die Chancen der Aktionärskläger aber stehen weitaus besser, auch weil viele Verfahren ganz ohne Richterspruch enden. In den meisten Fällen lenken die Firmen vorher ein und bieten einen Vergleich an, mit satten Abfindungssummen. In normalen Zivilprozessen passiert das in einem von fünf Verfahren, aber knapp zwei Drittel aller Aktionärsklagen enden so, hat der FrankfurterRechtsprofessor Theodor Baums ermittelt. In mehr als der Hälfte der Fälle fließt über eine halbe Million Euro an die Kläger, oft sogar zwei Millionen und mehr. Die aufsässigen Aktionäre haben also bei Klagen „eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit der Kostenbefreiung und auch Aussicht auf einen erheblichen Gewinn“, sagt Baums.
Eingestellt von rolf j. koch u
Abonnieren
Posts (Atom)