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Freitag, 4. September 2015

Ärger der Schweizer Banken in Deutschland Die Steuerfrage ist bei Schäuble deponiert Der Steuerkonflikt zwischen Schweizer Banken und Deutschland schaffte es nicht auf die Agenda des Merkel-Besuchs. Bundesrätin Widmer-Schlumpf deponierte das Thema aber bei Amtskollege Schäuble.

Ärger der Schweizer Banken in Deutschland
Die Steuerfrage ist bei Schäuble deponiert

Der Steuerkonflikt zwischen Schweizer Banken und Deutschland schaffte es nicht auf die Agenda des Merkel-Besuchs. Bundesrätin Widmer-Schlumpf deponierte das Thema aber bei Amtskollege Schäuble.
  • von Hansueli Schöchli, Bern
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Widmer-Schlumpf hat beim jüngsten Treffen der deutschsprachigen Finanzminister in Salzburg die Irritationen von Schweizer Banken thematisiert.
Widmer-Schlumpf hat beim jüngsten Treffen der deutschsprachigen Finanzminister in Salzburg die Irritationen von Schweizer Banken thematisiert. (Bild: Peter Schneider / Keystone)
Wenn es nach der Schweizerischen Bankiervereinigung gegangen wäre, hätten Bundesratsvertreter am Donnerstag beim Besuch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Bern ihre Empörung über Druckversuche deutscher Strafverfolger deponieren sollen. Nach der Lesart von Schweizer Branchenvertretern hatten Strafverfolger aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen dieses Jahr mehrere Dutzend Schweizer Banken unter Umgehung des Rechtshilfewegs aufgefordert, Daten zum Geschäft mit deutschen Kunden zu liefern. Im Unterschied zu den USA ist zwar in Deutschland nicht die Rede von existenzbedrohenden Strafklagen gegen Banken, aber implizite oder ausdrückliche Drohungen mit Strafklagen gegen Mitarbeiter bringen Schweizer Institute ebenfalls ins Schwitzen (NZZ 14. 8. und 18. 8. 15). Zu hören sind auch Befürchtungen, dass andere Länder auf den Geschmack kommen könnten – so wie deutsche Behörden durch das Vorgehen der Amerikaner inspiriert worden sind.

Widmer-Schlumpfs Erwartung

Das Thema schaffte es aber nicht auf die Agenda des Merkel-Besuchs, bei dem «grössere» Probleme im Zentrum standen. Immerhin sind die Forderungen aus der Bankbranche nach politischer Traktandierung dieses neuen Steuerstreits durch den Bundesrat nicht ganz ungehört geblieben. Wie zu vernehmen war, hat Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf beim jüngsten Treffen der deutschsprachigen Finanzminister vergangene Woche in Salzburg die Irritationen von Schweizer Banken bei ihrem deutschen Amtskollegen Wolfgang Schäuble thematisiert. Dies geschah, wie es hiess, nicht in einem Tonfall der Empörung, aber die Schweizer Finanzministerin soll doch die (selbstverständliche) Erwartung ausgedrückt haben, dass sich deutsche Behörden an den Rechtsweg halten. Nach Bundesberner Angaben hat Schäuble diese Erwartung ebenso selbstverständlich bekräftigt, aber auch an die Gewaltentrennung erinnert (welche allerdings keine Rechtfertigung für Rechtsbrüche wäre).

Unklare Rechtslage

Schäubles Position in dieser Sache ist zurzeit dadurch erleichtert, dass die Schweizer Seite keinen klaren Nachweis für einen Bruch der internationalen Rechtshilferegeln vorlegen kann. Dies hat laut Beobachtern zum Teil mit der geschickten Vorgehensweise von Strafverfolgern aus Nordrhein-Westfalen zu tun, deren Kontaktnahmen zu Schweizer Banken zum Teil über interpretationsbedürftige Briefe oder indirekt über Anwälte gelaufen sind. Ebenfalls unklar ist, ob nach Schweizer Recht die Lieferung der angeforderten Daten durch Schweizer Banken nach Deutschland ohne Sonderbewilligung des Bundesrats zulässig ist (NZZ 14. 8. 15). Die Meinungen von Juristen dazu gehen auseinander.

Aufgeweichtes Protokoll

For. Das Protokoll der Schweiz sieht militärische Ehren für Staatschefs vor. Sie erfolgen im Rahmen eines Staatsbesuches, der höchsten Ehrerbietung für einen Gast, oder eines offiziellen Besuches. Nicht vorgesehen sind sie laut Protokoll, das solche Fragen regelt, für den offiziellen Besuch eines Premierministers oder Ministerpräsidenten. Abgekommen von dieser Regel ist man 2013 beim Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang. Damals hat das Aussendepartement entschieden, auch Premierminister und Regierungschefs mit militärischen Ehren zu empfangen, wie ein Sprecher sagt. Dies sei in Absprache mit dem Bundesrat erfolgt. Seither halte sich die Schweiz an diese Regel. Deshalb wurde am Donnerstag Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Pomp der militärischen Ehren und Militärspiel empfangen. Dabei ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine solche Begrüssung eindrücklicher wirkt als der nüchterne Empfang vor einem Verwaltungsgebäude.

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