Euro-KriseEZB verrät Details zum Anleiheprogramm
05.09.2012, 17:48 Uhr
Am
Tag vor der EZB-Sitzung informieren Notenbanker gezielt über Details
des geplanten Anleiheprogramms zugunsten klammer Euro-Staaten. Zwar ist
nicht klar, ob EZB-Chef Draghi damit durchkommt - aber die Märkte
reagieren.
Die
Europäische Zentralbank (EZB) ist nach Informationen aus
Notenbankkreisen bereit, künftig auch Verluste auf von ihr gehaltene
Staatsanleihen zu akzeptieren. Das sagten zwei hochrangige Notenbanker
am Mittwoch - einen Tag vor einer Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt, bei
der ein umfangreiches und in Deutschland höchst umstrittenes neues
Anleihekaufprogramm als Hilfe für überschuldete Euro-Länder beschlossen
werden soll. Ein EZB-Sprecher wollte die Informationen nicht
kommentieren und erklärte, es sei nicht zielführend, über noch nicht
getroffene Entscheidungen zu berichten.
Die EZB werde ihren bevorzugten Gläubigerstatus bei Anleihekäufen höchstwahrscheinlich aufgeben, sagten die beiden Notenbanker. Dies sei in den Dokumenten zur Vorbereitung der Sitzung vorgeschlagen worden und werde im EZB-Rat am Mittwochabend sowie Donnerstagmorgen aber noch einmal diskutiert. "Es gibt ein Problem, wenn die Notenbanken auf dem 'preferred creditor status' bestehen - denn je stärker der öffentliche Sektor dann am Anleihemarkt interveniert, um so weniger ist der Privatsektor an Staatsanleihen interessiert", sagte der eine Zentralbanker
Die EZB werde ihren bevorzugten Gläubigerstatus bei Anleihekäufen höchstwahrscheinlich aufgeben, sagten die beiden Notenbanker. Dies sei in den Dokumenten zur Vorbereitung der Sitzung vorgeschlagen worden und werde im EZB-Rat am Mittwochabend sowie Donnerstagmorgen aber noch einmal diskutiert. "Es gibt ein Problem, wenn die Notenbanken auf dem 'preferred creditor status' bestehen - denn je stärker der öffentliche Sektor dann am Anleihemarkt interveniert, um so weniger ist der Privatsektor an Staatsanleihen interessiert", sagte der eine Zentralbanker
Im
Frühjahr hatte die Notenbank die durch die Umschuldung Griechenlands
eigentlich notwendigen Abschreibungen auf von ihr gehaltene Anleihen des
Landes mit einem juristischen Trick und einem vielfach kritisierten
Umtausch vermieden. Seitdem war das Vertrauen privater Investoren in den
Anleihemarkt noch weiter gesunken, als ohnehin schon wegen der
Schuldenkrise. Bis dato hat die Notenbank Staatsanleihen von
Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Italien im Wert von mehr als
200 Milliarden Euro in ihre Bilanz genommen
Die
von EZB-Präsident Mario Draghi vergangenen Monat in Aussicht gestellten
neuen Anleihekäufe werden nach Darstellung beider Insider so gestaltet
sein, dass das dafür geschöpfte Geld über Gegengeschäfte wieder aus dem
Finanzkreislauf gezogen werden kann, damit sich kein Inflationspotenzial
aufbaut. "Es kann sterilisiert werden, aber es wird keine
Muss-Bestimmung sein", sagte zudem einer der beiden Notenbanker zu
Reuters. Sollte diese Option vom EZB-Rat so beschlossen werden, würde
das die Tür für eine noch stärkere Lockerung der Geldpolitik offen
halten, wie sie etwa die US-Notenbank Fed bereits praktiziert.
- Seite 1: EZB verrät Details zum Anleiheprogramm
- Seite 2: Draghi will sich Spielraum offen halten
- http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/geldpolitik/euro-krise-ezb-verraet-details-zum-anleiheprogramm/7099040.html
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