DüsseldorfEine Analyse von Handelsblatt Online der veröffentlichten Vorstandsgehälter nordrhein-westfälischer Sparkassen zeigt erstmals die Gehaltsentwicklung bei öffentlich-rechtlichen Bankhäusern. Im vergangenen Jahr haben die Chefs der Sparkassen des einwohnerreichsten deutschen Bundeslandes durchschnittlich 3,83 Prozent mehr verdient als noch 2011. Zum Vergleich: Die Entgelte der Angestellten im öffentlichen Dienst wurden im März 2012 um 3,5 Prozent erhöht. Einzelne Institute geben an, dass sich die Festvergütung der Vorstände an dieser Vorgabe orientiert.
In die Durchschnittsberechnung sind 70 der 106* Sparkassen des Landes eingeflossen. Bei ihnen war eine sinnvolle Gegenüberstellung möglich. Das Durchschnittseinkommen dieser Vorstandschefs kletterte auf 331.000 Euro. (Eine Excel-Übersicht mit Angaben zu allen NRW-Sparkassen und ihren Vorstandsvorsitzenden gibt es zum kostenpflichtigen Download)
Sparkassen NRW: Die größten Gehaltszuwächse
Der nordrhein-westfälischen Landtag diskutiert am Donnerstag über die Sparkassen und ihr Verhältnis zur Transparenz. Ein entsprechendes Gesetz schreibt den Trägern der Institute vor, auf detaillierte Angaben zu Vorstandsgehältern hinzuwirken. Eine Liste von Finanzminister Norbert Walter-Borjans zeigt: Acht Institute wehren sich weiterhin vehement, unter anderem mit Hinweis auf einen Paragraphen im Handelsgesetzbuch, der den Landesvorgaben widerspreche. Einige andere Verweigerer haben Besserung gelobt.
„Bei den Gehältern von Chefs in öffentlichen Unternehmen ist kein Platz für Geheimniskrämerei“, so NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans zu Handelsblatt Online. „Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, was Sparkassenvorstände und Verwaltungsräte verdienen.“ Die Sparkassenverbände verweisen darauf, ihre Mitglieder auf die Transparenzvorgabe hingewiesen zu haben.
Eine solche Regelung gibt es in keinem anderen Bundesland, was zu Unmut bei vielen NRW-Sparkassenchefs führt. Sie beklagen sich hinter vorgehaltener Hand darüber, dass bei der direkten Konkurrenz der Volks- und Raiffeisenbanken keine solche Transparenz verlangt wird. Das habe Einfluss auf das Geschäft, da Kunden die Gehälter durchaus in Gesprächen kritisierten.
Spitzenreiter beim Gehaltszuwachs 2012 ist Thomas Lohmann, Chef der Sparkasse im westfälischen Werne. Er verdiente im vergangenen Jahr 352.000 Euro, 22 Prozent mehr als noch 2011. Dies sei aber einer besonderen und einmaligen Situation geschuldet, so Lohmann zu Handelsblatt Online. Genauer wird er nicht. „Im nächsten Jahr werde ich zu denen mit dem größten Rückgang gehören.“
In einigen Fällen liegen die Steigerungen teilweise auch darin begründet, dass die Sparkassen im Jahr 2011 bestimmte Vorteile wie die Dienstfahrzeug-Nutzung nicht bei der Gehaltsangabe berücksichtigt hatten. Darauf führt etwa Achim Glörfeld, Vorstandschef der Stadt-Sparkasse Lengerich einen Großteil seines Vergütungszuwachses von über elf Prozent zurück.
Einige Sparkassen-Chefs haben auch Gehaltrückgänge verkraftet: Acht Manager der Vergleichsgruppe verdienten bis zu 8,4 Prozent weniger. So erhielt bei der Sparkasse Kamen* Vorstandschef Bernd Wenge anders als 2011 keine Leistungszulage. Sein Gehalt schrumpfte von 250.000 auf 229.000 Euro. Er wollte die Entwicklung gegenüber Handelsblatt Online nicht kommentieren.
Keine Angaben zur Vergütung macht etwa die Sparkasse Haltern am See. „Nach unserer Auffassung fehlt nichts in den Veröffentlichungen“, so Vorstandschef Helmut Kanter. „Für eine individualisierte Veröffentlichung der Vorstandsgehälter besteht keine gesetzliche oder vertragliche Regelung.“ Im Transparenzgesetz heißt es: „Der Träger wirkt darauf hin, dass (...) die gewährten Bezüge (...) im Anhang zum Jahresabschluss gesondert veröffentlicht werden.“ Das bietet Deutungsspielraum.
So verweisen einige Kritiker auf den Paragraphen 286 des Handelsgesetzbuchs, wonach nicht börsennotierte Gesellschaften Gehälter nicht nennen brauchen, wenn sich „anhand dieser Angaben die Bezüge eines Mitglieds dieser [Unternehmens-]Organe feststellen“ ließen.
Für 2012 haben bis zum Redaktionsschluss insgesamt 96 Sparkassen die Gehälter der Vorstandschefs veröffentlicht, deutlich mehr als im Vorjahr. Alle Details wie Vorstandsbezüge, Erfolgsbestandteile, Altersvorsorge und Verwaltungsratsvergütungen haben laut der Vorlage des NRW-Finanzministeriums für die Haushalts- und Finanzausschusssitzung 44 Sparkassen veröffentlicht. Bei etlichen weiteren Instituten hat es in Sachen Vorstandsvergütung Bewegung gegeben, aber vor allem bei den Altersvorsorge-Zahlungen ist die Bereitschaft gering.
Fakten zu den NRW-Sparkassen
Zahl der Sparkassen
In Nordrhein-Westfalen gab es im Jahr 2012 insgesamt 106 Sparkassen, derzeit fusionieren die Institute in Unna und Kamen. Die gesamte Bilanzsumme der Institute beläuft sich auf etwa 267 Milliarden Euro (Stand: Ende 2012).Beschäftigte
Kunden
Präsenz vor Ort
Vorstandsgehälter
Spitzenreiter beim Verdienst bleibt Alexander Wüerst, Vorstandschef der Kreissparkasse Köln. Sein Salär: 750.300 (minus 0,75 Prozent gegenüber 2011). „Ich finde es allerdings unglücklich, dass es keine eindeutige Rechtslage in dieser Frage gibt“, so Wüerst. Die Regeln in Nordrhein-Westfalen stünden nicht im Einklang mit dem HGB und „auch die verfassungsrechtlichen Bedenken sind weiterhin nicht ausgeräumt“. Allerdings gibt es in der Sache bislang kein Verfahren, dass die bestehenden Vorgaben auf die Zulässigkeit prüft.
Auf Rang zwei liegt Arndt Hallmann, der seit Juli 2012 die Stadtsparkasse Düsseldorf leitet. Auf zwölf Monate hoch gerechnet verdient er 560.000 Euro Grundgehalt, im vergangenen Jahr kamen 176.437 Euro an „sonstigen Leistungen“ hinzu – zusammen 736.437 Euro. Ein Grund für den hohen Zusatzposten: Ihm wurde von der Stadtsparkasse ein Bonus ausgezahlt, der ihm bei seinem ehemaligen Arbeitgeber zugestanden hätte. Hallmann war zuvor Vorstand der österreichischen Raiffeisen-Landesbank Steiermark.
Auf Rang drei liegt – nach Rang fünf im Vorjahr – Artur Grzesiek, Vorstandschef der Sparkasse Köln-Bonn, der nach Bilanzsumme größten Sparkasse des Landes. Er verbuchte den zweithöchsten Gehaltszuwachs von fast 14 Prozent auf 657.700 Euro. Die Erhöhung basiere auf einem Aufholeffekt, da die feste Vergütung beim Institut zuvor seit 2005 nicht erhöht worden sei, so ein Sprecher. Das Institut richte sich nach den Empfehlungen des Sparkassenverbandes, wobei „die sich ergebende Maximalvergütung unterschritten wird.“
*Die Sparkassen Unna und Kamen fusionieren derzeit zur Sparkasse Unna-Kamen, danach 105 Sparkassen.
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