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Mittwoch, 17. Juli 2013

Investoren stellen Griechenlands Stabilisierung in Frage

Sinkende BörsenkurseInvestoren stellen Griechenlands Stabilisierung in Frage

 ·  Seit Mitte Mai sind die Kurse an der Börse Athen um fast ein Drittel gesunken. Auch die Kurschancen griechischer Staatsanleihen werden skeptischer betrachtet.
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Griechenlands Kampf um den Verbleib im Euroraum hat vor Monaten deutlich aussichtsreicher ausgesehen. Zumindest dann, wenn die Aktienbörse als Maßstab dafür betrachtet wird. Am 20. Mai hatte der ASE-Index der Börse Athen noch bei 1160 Punkten gelegen. Am Dienstag sind es weniger als 800 Punkte gewesen. Das entspricht einem Rückgang von fast einem Drittel. Am Donnerstag wird Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble seinen griechischen Amtskollegen Giannis Stournaras in Athen besuchen. Dieser wird dann auf eine sicherlich hitzige Abstimmung im Parlament an diesem Mittwoch zurückblicken, wo es unter anderem um die Entlassung von bis zu 15.000 Staatsbediensteten gehen wird.
Stournaras wird auch darauf verweisen können, dass die zehnjährige Rendite der griechischen Staatsanleihe trotz der Verkaufswelle an den internationalen Anleihemärkten mit 10 Prozent noch immer vergleichsweise stabil liegt. Aber auch an dem überschuldeten, nur dank Hilfspaketen über insgesamt 240 Milliarden Euro geretteten Eurolandes ist der an den Finanzmärkten schon als Zinswende bezeichnete Renditeanstieg nicht spurlos vorübergegangen. Denn am 22. Mai hatte die zehnjährige Rendite mit 8 Prozent den tiefsten Stand in den vergangenen zwölf Monaten erreicht.

Belastetes Kurspotential

Noch Anfang Mai waren die Analysten der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley bezüglich der Kurschancen griechischer Staatsanleihen sehr zuversichtlich und empfahlen diese zum Kauf. Inzwischen sind die Morgan-Stanley-Analysten Paolo Batori und Robert Tancsa zurückgerudert und haben griechische Staatsanleihen auf „neutral“ herabgestuft. Sie begründen dies mit dem Anstieg des internationalen Zinsniveaus, der ausgelöst wurde durch die Andeutungen der amerikanischen Notenbank, ihre Anleihekäufe zu drosseln.
Zum anderen verweisen sie auf die portugiesische Regierungskrise, die auf die mangelnde politische Unterstützung zu zusätzlichen Sparmaßnahmen zurückzuführen ist. Vor derselben Hürde kann Ministerpräsident Antonio Samaras bald stehen. Denn seine Regierung verfügt nur über eine knappe Mehrheit. Nach dem Austritt der Demokratischen Linken besteht die Koalition noch aus Samaras’ konservativen Nea Dimokratia und der sozialistischen Pasok. Die beiden Parteien verfügen über 155 Abgeordnete im 300 Sitze zählenden Parlament.
© F.A.Z.
Diese Unsicherheitsfaktoren belasten nach Ansicht der Morgan-Stanley-Analysten das Kurspotential griechischer Staatsanleihen. Sie beunruhigt, dass die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) die Auszahlung einer weiteren Kredittranche von bis zu 6,8 Milliarden Euro an harte Auflagen geknüpft hat. Bis Ende 2014 sollen 15.000 Staatsbedienstete abgebaut werden, davon 4000 schon in diesem Jahr.
Vor diesem Hintergrund werten sie als größtes Risiko für Griechenland den politischen Widerstand. Ihrer Ansicht nach ist ein weiterer Schuldenschnitt möglich, nachdem im Frühjahr 2012 die privaten Gläubiger auf Forderungen über rund 100 Milliarden Euro verzichten mussten. Derzeit lasten auf dem griechischen Staat Schulden von 320 Milliarden Euro, davon entfallen mehr als drei Viertel auf öffentliche Gläubiger wie die EZB oder den Euro-Rettungsfonds EFSF. Gemessen an der jährlichen Wirtschaftsleistung beträgt die Staatsverschuldung 160 Prozent. Für die IWF-Volkswirte ist die Sanierung der Staatsfinanzen ohne Hilfe von außen nicht mehr möglich.

Die Banken zögern noch mit Kreditvergaben

Doch der griechische Finanzminister Stournaras kann Schäuble auch von Erfolgen berichten. Denn die vier wichtigsten Banken des Landes sind inzwischen wieder mit ausreichend Kapital ausgestattet. Die National Bank of Greece (NBG), die Alpha Bank und die Piräus Bank erreichten zudem die Mindestquote von 10 Prozent an privaten Investoren, um die Verstaatlichung zu vermeiden. Nur die Eurobank musste von dem staatlichen Bankenrettungsfonds übernommen werden. Sie wird nun die ebenfalls verstaatlichten Institute Proton Bank und New Hellenic Postbank integrieren. Insgesamt benötigten die vier größten Banken des Landes frisches Kapital von 27,5 Milliarden Euro. Denn im Zuge des griechischen Schuldenschnitts zehrten die Abschreibungen auf Staatsanleihen das Kapital der Banken nahezu vollständig auf.
Trotz der wiederhergestellten Kapitalbasis zögern die Banken noch immer mit der Kreditvergabe an Unternehmen. Am Montag bestellte Samaras die Chefs von NBG, Alpha, Piräus und Eurobank zu einem Treffen ein, an dem auch Finanzminister Stournaras teilnahm (F.A.Z. vom 16. Juli). Der Regierungschef forderte die vier größten Banken des Landes dazu auf, ihren Beitrag zu leisten, um die Wirtschaft des Landes wieder anzukurbeln. Im ersten Quartal schrumpfte die griechische Wirtschaft gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent.

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