Renditen für Wutbürger von Oskar Herbert Lesen & kommentieren Sie diesen Artikel auch auf börsennews.de: „Renditen für Wutbürger“: Düsseldorf, 04.07.2013: "Wutbürger" wurde 2010 zum "Wort des Jahres" gewählt. Die Wahl könnte inzwischen dauerhaft so ausfallen. Die Wut der Bürger richtet sich gegen die angebliche Alternativlosigkeit, mit der die Euro-Schuldenkrise Bürger und Finanzen in die Krise zieht. Die aufgewühlte "Straße" wird letztlich die Politik dazu zwingen, den aktuellen Vorrang der Finanzen zurückzustellen; sprich die Sparanstrengungen zu beenden; mit allen Konsequenzen, die sich daraus z.B. für Anleger in Anleihen ergeben. Sorgen um Yen- und US-Anleihen Der Bürger muss satt, sauber und still gehalten werden. Das berüchtigte 3-S-Prinzip aus dem Altersheim gilt grundsätzlich auch auf der Straße. Andernfalls werden Politiker eher früher als später von der protestierenden "Straße" aus den Ämtern gejagt. Schon hat die Politik den Schuldenländern längere Fristen für die Stabilisierung ihrer Finanzen eingeräumt. Dennoch rumort es nicht nur in Portugal. Chinesische Banken waren zuletzt so klamm, dass die Staatsbank aushelfen musste. Der japanische Staat ist schon so hoch verschuldet, dass 400 von jeweils 1.000 Yen Staatsausgaben für den Schuldendienst "draufgehen". Wenn dann die Yen-Zinsen von aktuell 1% auf vielleicht 2% steigen, wird es ganz schnell ganz kritisch - und zwar nicht nur für das Land der aufgebenden Sonne: Ein sehr großer Teil der amerikanischen Staatsanleihen liegt bei Sparern und Spar-Instituten in Japan. US-Präsident Obama bekommt schon dann massive Finanzprobleme, wenn die Japaner aufhören, ständig weitere US-Anleihen zu erwerben; geschweige denn, wenn sie ihre Bestände verkaufen (müssen), weil der japanische Staat eines Tages nicht mehr zahlen kann. Schuldenschnitte treffen alle Vorsichtige Anleger dürfen sich nicht den Beruhigungs-Parolen der Politik hingeben. Es wird wahrscheinlich so weit kommen, dass Portugal für einst 1.000 € Anleihen-Nennwerte keine 1.000 € wird zurückzahlen müssen. Das griechische Modell des Schuldenschnitts kann den Portugiesen und anderen Schulden-Europäern nicht verweigert werden. Anleger, die selbst keine Anleihen aus diesen Ländern in ihren Depots liegen haben, sind dennoch betroffen: Investmentfonds und Versicherungen besitzen diese Papiere. Sparer und Anteilbesitzer merken erst indirekt an rückläufigen Leistungen ihrer Finanzdienstleister, wie die Euro-Schulden sozialisiert werden. Als Steuerzahler hängen die Sparer ebenfalls mit drin, wenn Bürgschaften der Bundesrepublik fällig werden oder wenn die Europäische Zentralbank Forderungsausfälle hinzunehmen hat. 10% mit Exer-D-Anleihe Inwieweit Banken betroffen sind, weil sie mit dem Geld von Spar- und Girokonten Staatsanleihen aus Schuldenländern gekauft haben, das ist ansatzweise schon erkennbar. Die erkennbaren Verluste mit diesen Anleihen müssen mit dem Kapital der Banken verrechnet werden. Das verrechnete, sprich verlorene Kapital kann dann nicht mehr als Sicherheit für Kredite an Unternehmer und Privatleute verwendet werden. Der Boom der Mittelstandsanleihen hat hier einen seiner Ursprünge. Beispielsweise die 5,7%-Anleihe von Exer D wird derzeit für 88% angeboten; ISIN: DE000A1E8TK1. Exer D ist der deutsche Ableger des italienischen Stromversorgers Exergia Spa, der seinerseits zur Fisi-Unternehmensgruppe gehört, die ihrerseits zur Marenco-Dynastie aus der Asti-Spumante-Region gehört. Es steht zu erwarten, dass die Privatunternehmer die bis 1.02.2016 laufende Anleihe brav bedienen und zurückzahlen werden; z.B. auch mit Einnahmen aus der Solarstrom-Erzeugung. Am Ende wären das dann reichlich 10% Rendite für die ExerD-Anleihe. Das ist in jeder Hinsicht erheblich mehr als derzeit für italienische Staatsanleihen geboten wird. U-Bahn-Zins aus Lissabon Die Metropolitano de Lisboa-Anleihen, also die Schuldverschreibungen der U- und S-Bahnen von Lissabon mit Laufzeiten bis 2027, notieren teilweise unter 50% der 50.000-€-Nennwerte. Die hohen Renditen, die sich daraus theoretisch errechnen lassen, dürften in der Praxis eines nicht immer Kosten-deckenden Nahverkehrssystems kaum nachhaltig zu erzielen sein. Mit den niedrigen Kursen wird faktisch schon ein Kapitalschnitt vorweggenommen. 8% mit Recycling-Anleihe Die 8%-Anleihe der Alba-Recycling-Group aus Berlin ist jüngst von mehr als 108% auf 100% gesunken; ISIN: DE000A1KQ177. Das vor gut zwei Jahren aufgelegte Papier war allerdings zwischenzeitlich schon mal unter 90% abgesackt. Das Milliarden-Unternehmen muss aktuell damit zurechtkommen, dass beispielsweise in der Stahlindustrie nicht mehr so viele Abfälle anfallen. Außerdem sind die Preise für recycelte Metalle und andere Stoffe nicht mehr so wie 2012 und 2011. Sorgen um die 200-Mio.-Anleihe bis 2018 scheinen dennoch unbegründet. Die Rendite liegt bei 8%. Alle News zu Anleihen finden Sie auf www.boersennews.de/markt/anleihen | ||
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Sonntag, 7. Juli 2013
Vorsichtige Anleger dürfen sich nicht den Beruhigungs-Parolen der Politik hingeben. Es wird wahrscheinlich so weit kommen, dass Portugal für einst 1.000 € Anleihen-Nennwerte keine 1.000 € wird zurückzahlen müssen. Das griechische Modell des Schuldenschnitts kann den Portugiesen und anderen Schulden-Europäern nicht verweigert werden.
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