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Donnerstag, 4. Juli 2013

Der Kurs der richtungweisenden zehnjährigen Titel brach zwischenzeitlich um knapp 12 Prozent ein, erholte sich aber im Handelsverlauf etwas. Das bedeutet: Wer die Anleihe noch kaufte, verlangte nicht mehr nur 6,5 Prozent Rendite bekommen, sondern zwischenzeitlich mehr als 8,2 Prozent und inzwischen 7,2 Prozent.


Nach RegierungskriseGläubiger zweifeln wieder an Portugal

 ·  Die Regierungskrise in Portugal nährt die Furcht der Anleger vor einem Wiederaufflammen der Schuldenkrise. Die Renditen portugiesischer Staatsanleihen sind am Mittwoch in der Spitze über 8 Prozent gestiegen. Das zieht die europäischen Börsen mit in den Keller.
Portugals Gläubiger sind am Mittwoch unsicherer geworden, was die Kreditwürdigkeit des Landes angeht. Der Kurs der richtungweisenden zehnjährigen Titel brach zwischenzeitlich um knapp 12 Prozent ein, erholte sich aber im Handelsverlauf etwas. Das bedeutet: Wer die Anleihe noch kaufte, verlangte nicht mehr nur 6,5 Prozent Rendite bekommen, sondern zwischenzeitlich mehr als 8,2 Prozent und inzwischen 7,2 Prozent.
Der portugiesische Leitindex brach um bis zu 6,8 Prozent ein und lag mit 5157,05 Punkten so niedrig wie zuletzt im November 2012. Auslöser war die Regierungskrise in Portugal, die an der dortigen Aktienbörse einen der größten Tagesverluste ihrer Geschichte auslöste.
Zehnjährige portugiesische Staatsanleihen03.07.2013, 11:42 UhrWeiter zur WertpapierdetailseiteDer Kurssturz zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen.
Die Furcht der Anleger vor einem Wiederaufflammen der Schuldenkrise wurde auch von anderen Ereignissen genährt: Für Verunsicherung sorgten außerdem die zähen Verhandlungen der Troika mit Griechenland über die Fortsetzung der Hilfszahlen, enttäuschende Konjunkturdaten aus China und die Unruhen in Ägypten. Auch die anderen Börsen in Europa reagierten auf die Nachrichtenlage mit großen Verlusten: Dax und Euro Stoxx 50 sackten um 1,6 Prozent auf 7782 beziehungsweise um 1,8 Prozent auf 2556 Punkte ab. Der Euro geriet ebenfalls unter Druck und verbilligte sich auf 1,2952 Dollar, nach 1,2979 Dollar zum New Yorker Vortagesschluss.

Neben Portugal rückt Griechenland ins Rampenlicht

„Die Krise kehrt zurück, sobald Regierungen unter Druck geraten, wie derzeit in Portugal zu beobachten“, sagte Finanzmarkt-Experte Kit Juckes von der Société Générale. Dort trat einen Tag nach dem Finanzminister auch der Außenamtschef des Landes zurück. „Besonders prekär ist die Situation dadurch, dass der Außenminister gleichzeitig der führende Vertreter des wichtigsten Koalitionspartners des portugiesischen Ministerpräsidenten ist“, schrieben die Analysten der Essener National-Bank in einem Kommentar. Portugiesischen Medienberichten zufolge sind weitere Minister zum Rücktritt bereit.
Auch was andere Krisenstaaten angeht, werden die Gläubiger unruhiger. In Griechenland drehe sich derzeit alles um die Frage, ob der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Auffassung über die Schuldentragfähigkeit des Landes ändern und aus dem Hilfsprogramm aussteigen werde, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. „Wenn das kein Déjà-vu ist.“ Es gebe sogar erste Anzeichen für Ansteckungseffekte bei spanischen Anleihen. Die Renditen der zehnjährigen Titel stiegen auf 4,691 Prozent von 4,408 Prozent.
Die Verschärfung brachte auch Bank-Aktien unter Verkaufsdruck. Acht der zehn größten Euro-Stoxx-50-Verlierer gehörten zu diesem Sektor. Der Branchenindex für die Banken der Euro-Zone fiel um bis zu 4,5 Prozent auf 97,73 Punkte.
Schlusslicht waren hier die portugiesischen Institute BCP und Banco Espirito Santo mit Spitzenverlusten von 15 und 21,5 Prozent. Im Handelsverlauf erholten sich die portugiesischen Banken ein wenig von ihren Verlusten: BCP büßte noch 13 Prozent ein, Banco Espirito Santo noch 10,5 Prozent. Deutsche Bank gaben 3,6 Prozent und Commerzbank sogar 5 Prozent nach.
Doch die Börsen leiden nicht nur unter dieser Unsicherheit. Auf der Stimmung lasteten auch Konjunkturdaten aus China, die Spekulationen auf eine Abkühlung der Weltkonjunktur nährten. Der Konjunkturindex der Einkaufsmanager aus dem Dienstleistungssektor war im Juni auf ein Neun-Monats-Tief von 53,9 Zählern gefallen.

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