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Samstag, 31. August 2013

Doch noch bevor er in den neunziger Jahren im hessischen Friedberg Einheiten kommandierte und mit Frau und drei Kindern seine lange Dienstreise um die Welt begann, hatte er noch an der Duke University seinen Master-Abschluss in Englisch gemacht


Martin DempseyDer Kriegsherr

 ·  General Martin Dempsey ist Barack Obamas wichtigster Militärberater. Seit Beginn seiner Amtszeit 2011 hat er sich mit einem möglichen Angriff auf Syrien beschäftigt - stets mit Vorsicht und Skepsis.
© APDer Chef der Vereinigten Stabschefs der amerikanischen Streitkräfte Martin Dempsey
Während am Wochenende im Weißen Haus Luftschläge gegen Syrien erörtert wurden, flog Präsident Barack Obamas wichtigster Militärberater nach Jordanien. General Martin Dempsey, der Chef der Vereinigten Stabschefs der amerikanischen Streitkräfte, traf sich dort mit anderen Stabschefs aus der westlichen und der arabischen Welt. Jordanien hatte Anfang August zu dem Treffen eingeladen, um sich der Solidarität seiner Partner zu vergewissern. Derzeit sind offiziell knapp 300 amerikanische Soldaten in dem Land stationiert, um den Jordaniern zu helfen, den Flüchtlingsstrom aus Syrien zu bewältigen. Dempsey hatte ihnen bei einem Besuch Mitte August gesagt, die Mission sei auf Jahre angelegt - je nachdem, wie sich die Lage in Syrien entwickle. Nun bereitet sich Amerika darauf vor, militärisch auf die Vergasung syrischer Zivilisten zu reagieren. Jordanien ist nur eines von vielen Ländern, das Dempsey im Auge behalten muss, wenn er die möglichen Kollateralschäden in der Region abschätzt.
Es ist das erste Mal, dass Amerika eine neue Front eröffnet, seit Dempsey im Oktober 2011 sein Amt antrat. Praktisch vom ersten Tag an hat er sich mit syrischen Kriegsszenarien auseinandersetzen müssen. Nie vergisst der redegewandte General, die Politiker darauf hinzuweisen, dass er ihnen nur Chancen und Risiken erklären, nicht aber die Entscheidung abnehmen könne. Doch Dempsey schreckte nie davor zurück, die Erfolgsaussichten einer Intervention gering und die Kosten als hoch darzustellen. Wie die politische fürchtet auch die militärische Führung des Pentagons, aufs Neue in einen konfessionellen Konflikt der muslimischen Welt hineingezogen zu werden.
Dempseys Skepsis speist sich nicht zuletzt aus seinen irakischen Erfahrungen. Er war schon bei der Befreiung Kuweits 1991 dabei und kommandierte beim Einmarsch 2003 die erste Panzerdivison in Bagdad. Als auch dort ein Bürgerkrieg ausbrach, wurde Dempsey 2005 für zwei Jahre mit der Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte betraut. Damit legte er die Grundlage für eine Karriere erst im Zentralkommando, dann als Armeechef. Zwar hat Dempsey mit anderen die Ausbildung an der Akademie West Point gemein. Doch noch bevor er in den neunziger Jahren im hessischen Friedberg Einheiten kommandierte und mit Frau und drei Kindern seine lange Dienstreise um die Welt begann, hatte er noch an der Duke University seinen Master-Abschluss in Englisch gemacht. Bis heute beweist Dempsey gern singend seine musische Seite. Dass der Einundsechzigjährige als Kommandeur nie nur die Fähigkeiten der Truppe, sondern stets auch die Grenzen militärischer Einflussnahme im Blick behalten hat, dürfte Obama bewogen haben, Dempsey für das höchste militärische Amt zu nominieren.
In Washington wird erwartet, dass die Marine binnen Wochenfrist Marschflugkörper auf vielleicht 50 Ziele in Syrien abfeuert. Obama will den Einsatz von Chemiewaffen sühnen. Dass die syrische Katastrophe dadurch nicht gelindert wird, hat Martin Dempsey dem Oberkommandierenden vor Augen geführt.

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