Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Sonntag, 11. August 2013

Wirtschaftlicher Aufschwung der USA Auf geht’s nach Amerika

Wirtschaftlicher Aufschwung der USAAuf geht’s nach Amerika

 ·  Amerikas Aktien schlagen den Rest der Welt. Denn die Wirtschaft erholt sich. Für deutsche Anleger sind sogar Währungsgewinne drin.
© JIM FRAZIER / SIS / PICTURE PRESAuf der Überholspur: Amerikanische Aktien haben die deutschen und chinesischen Werte deutlich übertroffen
1000 Milliarden Dollar - in diesem Jahr wird die magische Grenze geknackt. Noch nie haben die 500 größten Unternehmen Amerikas mehr Gewinn gemacht, die guten Zeiten vor der Finanzkrise sind längst wieder erreicht und weit übertroffen. Die Vereinigten Staaten haben die Wende geschafft und mit ihnen die Aktienmärkte.
Amerikanische Aktien haben die deutschen und chinesischen Werte in diesem Jahr deutlich überholt. Der S&P 500, neben dem Dow Jones der wichtigste Aktienindex der Vereinigten Staaten, hat bisher 20 Prozent zugelegt, der Dax nur zehn Prozent. „Angesichts des beeindruckenden Wachstums der amerikanischen Wirtschaft haben wir dieses Anlagethema weiter ausgebaut“, heißt es bei der international renommierten französischen Fondsgesellschaft Carmignac, der deutsche Anleger Milliarden anvertraut haben. Und der Chef der amerikanischen Notenbank, Ben Bernanke, hat wegen der guten Entwicklung angekündigt, die ultralockere Zinspolitik etwas zu verschärfen.
© F.A.Z.

Niedrige Kosten als Basis für den Aufschwung

Das dürfte zwar in den kommenden Monaten auch mal für Unruhe sorgen: Aber in der Tat erholt sich die amerikanische Wirtschaft deutlich besser als etwa Europa. 2012 hat die Wirtschaftsleistung um 2,8 Prozent zugelegt, dreimal so viel wie die deutsche, und die gehörte in Europa zu den erfolgreichsten. In diesem Jahr kommen noch einmal 1,5 Prozent hinzu, während Deutschland stagniert. Und nächstes Jahr sollen es noch einmal 2,7 Prozent sein, schätzt die Bank of America Merrill Lynch. Mit der Wirtschaft sollen auch die Aktienkurse weiter zulegen.
Grund für die Erholung in Übersee sind zum einen die deutlich wettbewerbsfähigeren Unternehmen. Seit dem Jahr 2000 sind die Löhne nur sehr moderat gestiegen und die Kosten durch Verlagerung der Produktion ins Ausland gesunken. Zum anderen sind die Energiepreise in den Vereinigten Staaten mittlerweile deutlich niedriger als in Europa, was hohe Kosteneinsparungen bringt. So kostet Erdgas 50 Prozent weniger als in Deutschland. Grund sind neue Fördertechniken für Öl und Erdgas, die unter Fracking bekannt wurden. Mittlerweile liegt die Ölförderung 40 Prozent über dem Niveau von 2008 und steigt jährlich um weitere 15 Prozent - so stark wie in den vergangenen 50 Jahren nicht. Vor diesem Hintergrund werden die ersten Produktionsstätten, die ins Ausland verlegt wurden, wieder nach Amerika zurückverlagert. Das schafft neue Arbeitsplätze.
Niedrigere Kosten sind die Basis für den Aufschwung. Den entscheidenden Schub bringt aber die Erholung am Häusermarkt. Sein Zusammenbruch war es, der 2007 die Finanzkrise auslöste, die ein Jahr später in der Pleite der Lehman-Bank gipfelte. Jetzt sorgen wieder steigende Immobilienpreise für die Wende zum Guten. In einigen Städten ist sogar schon wieder das Vorkrisenniveau erreicht.

Ein Fluchthafen für internationales Geld

Diese Besserung wirkt in Amerika besonders stark auf die Konjunktur. Denn dort besitzen viel mehr Menschen eine eigene Immobilie als etwa in Deutschland. Ein steigender Wert hilft ihnen, die Kredite bedienen zu können. Das nützt auch den Instituten und steigert die Zuversicht bei den Hausbesitzern, die dadurch wieder mehr konsumieren. Das ist der Treibstoff für die so stark vom Konsum abhängende amerikanische Wirtschaft. Die sinkende Arbeitslosigkeit unterstützt diese Zuversicht. Nach der weltweit beachteten Umfrage der Universität Michigan ist das Konsumentenvertrauen schon so hoch wie vor der Finanzkrise.
Was heißt all das für die weitere Entwicklung der Aktienmärkte? Die guten Aussichten für die Konjunktur bedeuten nicht zwangsläufig auch immer steigende Kurse. Schließlich hat der Markt in Vorahnung der wirtschaftlichen Erholung schon deutlich zugelegt. Amerikanische Aktien kosten derzeit das 16-Fache der für 2013 erwarteten Gewinne, das ist nicht mehr günstig. Für deutsche Aktien wird nur das 13-Fache verlangt, für Werte aus anderen europäischen Ländern nur das 12-Fache. Da könnte sich ein internationaler Anleger künftig überlegen, lieber außerhalb Amerikas anzulegen.
Doch dort lockt ihn wenig. Europa steckt in der Krise, und auch China wächst nicht mehr so stark wie gewohnt. Der amerikanische Aktienmarkt ist zu einem Fluchthafen für internationales Geld geworden. Hinzu kommt: Die amerikanischen Unternehmen sitzen auf hohen Bargeldbeständen. Entweder sie investieren bald wieder stärker, dann stützt das die Konjunktur weiter. Oder sie schütten über Dividenden und Aktienrückkäufe mehr an die Aktionäre aus. Beides würde den Aktienkursen guttun. Unterstützung bekommen die Kurse von der aktuellen Berichtssaison der Unternehmen, die ihre Zahlen für das zweite Quartal vorstellen. Rund 70 Prozent haben die Erwartungen übertroffen. Auch wenn die Prognosen vorher reduziert wurden, ist das ein guter Wert.

Geringeres Risiko über Fonds

Wer in nordamerikanischen Aktien anlegen will, tut das wegen des geringeren Risikos am besten über Fonds. Günstig geht das mit Indexfonds, die den S&P-500-Index 1:1 nachbauen. Aber auch mit Fonds, die mit Hilfe eines Fondsmanagers aussichtsreiche Aktien herausfiltern. Besonders erfolgreich machten das in den vergangenen zehn Jahren Fonds von Robeco, Alger und Threadneedle.
Bester deutscher Fonds war der UniNordamerika der Union Investment. „Ich lege jetzt verstärkt in Unternehmen an, die von steigenden Investitionen profitieren. Darunter sind viele Technologiefirmen“, sagt Fondsmanagerin Ilga Haubelt. Zu dieser Gruppe zählen etwa Aktien wie General Electric, aber auch viele kleine Zulieferer zum Beispiel für die Autoindustrie. „Konsumnahe Aktien habe ich etwas verkauft, weil sie schon stark gestiegen sind.“ Finanzwerte hätten sich ebenfalls schon gut entwickelt, sie sind deswegen nicht mehr Haubelts Favorit.
Für deutsche Anleger bietet der Einstieg in nordamerikanische Aktien derzeit einen weiteren Pluspunkt. Da der Dollar in den kommenden Monaten stärker werden dürfte, winken neben Aktienkurszuwächsen auch Währungsgewinne. Wer in Amerika anlegen will, dürfte bald einen günstigen Einstiegszeitpunkt serviert bekommen: Nach dem schnellen Kursanstieg erwarten viele eine kurzzeitige Korrektur der Kurse.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen