Düsseldorf/BerlinSolarworld-Chef Frank Asbeck bekommt in dieser Woche bereits die zweite gute Nachricht: Eine weitere Gläubigergruppe hat dem Rettungsplan für das angeschlagene Unternehmen zugestimmt. Die Geldgeber einer Anleihe von 400 Millionen Euro stimmten am Dienstag in Bonn nahezu geschlossen (mit 99,8 Prozent) für den Sanierungsplan, wie ein Teilnehmer der Versammlung berichtete. Damit sind zwei der größten Hürden auf dem Weg zur Sanierung genommen.
Wenn die Anleihegläubiger nicht zugestimmt hätten, hätte das überschuldete Unternehmen wahrscheinlich Insolvenz anmelden müssen. Eine erste Gläubigergruppe einer weiteren Anleihe hatte dem Rettungspaket bereits am Montag zugestimmt. Solarworld ist derzeit mit mehr als 900 Millionen Euro verschuldet. 427 Millionen Schulden bleiben nach dem Schnitt stehen.
Für die Aktie geht es seit dieser Woche steil bergauf. Am Montag legte sie nach Bekanntgabe der positiven Entscheidung der Anleihegläubiger zeitweise um 30 Prozent zu – die Entscheidung galt als wegweisend für die weiteren Abstimmungen. Am Dienstag kletterte sie nochmals um zeitweise bis zu 13 Prozent auf 72 Cent pro Stück.
Frank Asbeck - ein Unternehmenschef, der polarisiert
Ungewöhnlicher Werdegang
Ende 1979 gehörte der in Hagen geborene Frank Asbeck zu den Gründungsmitgliedern des ersten Landesverbandes der Grünen in Nordrhein-Westfalen. Der Diplom-Agraringenieur bereiste in jungen Jahren mit dem Motorrad Afrika, wurde in Nigeria Berater und renovierte dort Fabriken. 1998 gründete er in seiner Bonner Heimat die Firma Solarworld.Selbstdarsteller
Gewagte Ideen
Ausschweifender Lebensstil
Schuld haben die Anderen
Anlegerschützer hatten im Vorfeld den Anleihegläubigern dazu geraten, dem Restrukturierungsplan inklusive des Schuldenschnittes zuzustimmen. „Aus unserer Sicht ist der Restrukturierungsplan klar besser als eine Insolvenz. Und Totgesagte leben ja meist dann doch länger, und das könnte auch hier zutreffen“, sagte Daniel Bauer, Vorstandsmitglied der Anlegerschutzgemeinsacht SdK Handelsblatt Online. „Denn die Solarbranche ist von einem enormen politischem Einfluss geprägt. Und dieser kann sich in Zukunft durchaus auch zu Gunsten von Solarworld drehen.“
Am Mittwoch steht nun nur noch die Zustimmung der Aktieneigner bei der außerordentlichen Hauptversammlung für den Restrukturierungsplan aus. Doch auch dort wird erwartet, dass der Sanierungsplan durchgewunken wird. Die Aktieneigner trifft der Schuldenschnitt hart. Die Kapitalherabsetzung führt dazu, dass ihre Papiere extrem verwässert werden: Aus jeweils 150 Aktien wird eine. Danach folgt eine Kapitalerhöhung, sodass die Altanleger am Ende noch fünf Prozent an dem Unternehmen halten.
Helfen sollen bei der Sanierung neben dem 55-prozentigen Schuldenschnitt noch weitere Finanzspritzen. So will Asbeck aus seinem privaten Vermögen für rund 10 Millionen Euro Aktien nachkaufen. Zudem will ein Großinvestor aus Katar mit 35 Millionen Euro einsteigen und ein Darlehen in Höhe von 50 Millionen Euro geben.
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