Euro-Krise
Juncker gibt Fehler bei Griechenland-Rettung zu
EU und IWF streiten über den weiteren Umgang mit Griechenland. Nun sprach Juncker von einer falschen Einschätzung der Lage Athens vor drei Jahren – man sei "übermäßig optimistisch" gewesen.
Der frühere Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, hat Fehler bei der Rettung des krisengeschüttelten Euro-Mitglieds Griechenland zugegeben. Die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds (IWF) wären 2010 in den Anfängen des Rettungsprozesses "übermäßig optimistisch" gewesen, sagte Juncker in Athen.
Als damaliger Chef der Euro-Gruppe hatte er selbst eine zentrale Rolle bei der Rettung des Landes und dem Umgang mit der hohen griechischen Staatsverschuldung gespielt.
Griechenland hat nun Juncker mit dem höchsten Orden des Landes, dem "Großkreuz des Erlösers", für seine Hilfe zu Rettung des Landes vor der Pleite geehrt. "Er ist einer von uns", sagte der griechische Regierungschef Antonis Samaras. Juncker habe in schwierigen Zeiten den Griechen als "wahrer Freund" beigestanden, hieß es.
Erst vergangene Woche hatte der IWF kritisiert, eine frühzeitigere Umschuldung Griechenlands wäre besser gewesen. Zudem sei die Kapazität des Landes überschätzt worden, den öffentlichen Sektor zu straffen und andere lang verschleppte Reformen umzusetzen. Juncker räumte jetzt ein, dass der IWF "wichtige Punkte" angesprochen habe. "Es wurden Fehler gemacht. Doch wer hätte keine Fehler begangen angesichts der Lage, in der sich Griechenland befand?", fragte er.
EU-Kommissionssprecher Simon O'Connor hatte die Kritik des IWF vergangene Woche indes zurückgewiesen. Die EU habe sich beim Ausbruch der Krise 2010 auf unbekanntem Terrain befunden, meinte er. Ein früher Schuldenschnitt hätte womöglich "verheerende Folgen" gehabt, zumal die Eurozone damals noch nicht über angemessene Brandmauern verfügt habe.
Hilfspaket hielt Athen im Euro
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In Athen betonte Juncker am Dienstag, das 240 Milliarden Euro teure Hilfsprogramm habe dennoch das Ziel erfüllt, Griechenland als Mitglied der Währungsunion zu halten.
Seit Montag befindet sich die Troika – ein Expertenteam der EU-Kommission, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank (EZB) – wieder in Griechenland. Sie überprüft den Fortgang der Sparprogramme, mit denen Athen seinen Staatshaushalt sanieren soll. Die konservative Regierung des Landes will im kommenden Jahr wieder die Rückkehr auf den Wachstumspfad schaffen.
Das Land steckt nach den Boomjahren, die dem Eintritt in die Währungsunion folgten, seit sechs Jahren in der Rezession. Die Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen, die Athen als Gegenleistung für die milliardenschweren Rettungshilfen akzeptierte, haben das Haushaltsdefizit sinken lassen. Allerdings stieg mit den Einschnitten bei den öffentlichen Investitionen auch die Arbeitslosigkeit. Sie liegt derzeit bei 27 Prozent, wobei zwei Drittel der unter 25-Jährigen ohne Arbeit sind.
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