Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Dienstag, 11. Juni 2013

Nach 75 Jahren soll das staatliche Radio und Fernsehen in Griechenland noch in der Nacht zum Mittwoch seinen Betrieb einstellen. Der Sender sei ein klassisches Beispiel „unglaublicher Verschwendung“, sagte ein Sprecher nach der überraschenden Entscheidung der Regierung.

2900 Mitarbeiter betroffenGriechenland stellt staatlichen Rundfunk ein

 ·  Nach 75 Jahren soll das staatliche Radio und Fernsehen in Griechenland noch in der Nacht zum Mittwoch seinen Betrieb einstellen. Der Sender sei ein klassisches Beispiel „unglaublicher Verschwendung“, sagte ein Sprecher nach der überraschenden Entscheidung der Regierung.
© REUTERSDie Zentrale des griechischen Staatsrundfunks in Athen
Die Regierung in Athen hat am Dienstag überraschend beschlossen, den staatlichen Hörfunk sowie das Fernsehen zu schließen. „Es wird eine neue TV- und Radio-Institution geben“, sagte Regierungssprecher Simos Kedikoglou im Fernsehen. Die Ausstrahlung der staatlichen Sender sollte bereits in der Nacht zum Mittwoch eingestellt werden.
Insgesamt sollten rund 2900 Techniker, Angestellte und Journalisten ihre Arbeit verlieren, berichteten griechische Medien. Sie sollen eine Abfindung erhalten. „Es kann keine heiligen Kühe geben, die nicht geschlachtet werden können, wenn überall gespart wird“, sagte der Regierungssprecher. Das staatliche Radio - und Fernsehen sei ein klassisches Beispiel „unglaublicher Verschwendung“ mit Kosten von 300 Millionen Euro im Jahr und siebenmal mehr Personal als vergleichbare Anstalten. „Das alles endet heute Abend“, sagte der Regierungssprecher.

Neuer Sender mit weniger Mitarbeitern soll entstehen

Große Änderungen könne es „ohne radikale Maßnahmen nicht geben“, hieß es. Angestellte des staatlichen Fernsehens sagten der Nachrichtenagentur dpa, sie seien „schockiert“ und wollten das Zentralgebäude in der Athener Vorstadt Agia Paraskevi besetzen. Der Verband der griechischen Journalisten kündigte eine Arbeitsniederlegung an. Das Fernsehen zeigte, wie sich aufgebrachte Angestellte versammelten.
Der Plan sehe vor, in der nächsten Monaten ein neues Konzept für einen kleineren staatlichen TV- und Hörfunk-Sender mit rund 1000 Mitarbeitern auszuarbeiten. Vorbild sollen die modernsten Anstalten Europas sein. Die Gewerkschaft der Staatsbediensteten (ADEDY) rief zum Widerstand gegen den Regierungsbeschluss auf.
Das entsprechende Gesetz soll schnell verabschiedet werden. Beobachter befürchteten jedoch, dass das Gesetz im Parlament zu Turbulenzen führen könnte. Geschlossen werden drei staatliche landesweit ausgestrahlte Fernsehprogramme, sieben landesweit ausgestrahlte Radioprogramme sowie 19 regionale Radiosender. Damit geht eine 75-Jährige Ära in der griechischen Medienlandschaft zu Ende. Das erste staatliche Rundfunkprogramm war im Jahr 1938 ausgestrahlt worden.
Griechenland muss im Rahmen seines Konsolidierungsprogramms bis Ende des Jahres 4000 Staatsbedienstete entlassen. Bis Ende 2014 sollen 15.000 gehen. Die EU-Kommission in Brüssel betonte erst am Dienstag, es sei wichtig, dass Athen die vereinbarten Reformen des laufenden Programms in die Tat umsetze. Mit Blick auf den gescheiterten Verkauf des griechischen Gasversorgers Depa sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn, er sei zuversichtlich, dass die nächste Privatisierungsrunde erfolgreich sein werde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen