DüsseldorfAls „die vielleicht schrägste Entscheidung seit der legendären Gurkenkrümmungsverordnung“ beschreibt die „Sueddeutsche Zeitung“ (SZ) die bisher geräuschlose Reform der „Durchführungsverordnung über die Vermarktungsvorschriften für Olivenöl“.
Am Freitag hat die Europäische Union entschieden, dass auf den Tischen von Restaurants schon bald keine Kännchen mit Olivenöl mehr stehen dürfen. Nach der Neuregelung müssen Gastronomiebetriebe ab dem 1. Januar 2014 nur noch Einwegflaschen anbieten, die versiegelt und nicht nachfüllbar sind. Es fehlt nur noch der Eintrag ins Amtsblatt der Europäischen Union, der im kommenden Monat geschehen soll, heißt es bei der „Sueddeutschen“.
Dienen soll die Entscheidung dem Verbraucherschutz: Damit werde sichergestellt, dass der Restaurantkunde kein minderwertiges Öl angedreht bekomme, sagte der Sprecher, der auch auf Hygiene-Probleme hinwies. Bleibt nur die Frage, warum es für ebenfalls auf Gasthaustischen zu findende Essigkaraffen, Tabascoflaschen oder Salzstreuer keine Regelung gibt.
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Die neue Verordnung ist Teil eines Aktionsplans der EU, um das Image von europäischem Olivenöl bei Verbrauchern zu fördern – die Europäische Union ist größter Hersteller, Konsument und Exporteur von Olivenöl der Welt. Demnach müssen auf Olivenölflaschen generell Herkunft und Art des Produkts künftig besser und lesbarer ausgezeichnet werden. Die Bestimmungen passierten in dieser Woche ein Expertengremium der EU-Mitgliedstaaten mit dem amüsanten Namen „Einheitlicher Verwaltungsausschuss Obst und Gemüse“, von denen sich eine Mehrheit dafür aussprach. Die Kommission bekam somit grünes Licht, ihre Pläne umzusetzen.
Die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ist außer sich. „Wir haben kein Verständnis für diese Regelungswut“, sagtIngrid Hartges im Gespräch mit Handelsblatt Online. „Das ist eine Lachnummer. Als ob es in der EU nichts Wichtigeres zu tun geben würde.“
„Uns sind keinerlei Missstände bekannt bei Olivenöl“
Sie vermutet hier ganz klar sachfremde Interessen. „Vielleicht freut das die Olivenölfabrikanten, wenn sie ihr Produkt in kleinen Flaschen mit entsprechenden Margen verkaufen können. Aber der Schuss kann nach hinten losgehen.“ Ein Restaurantbesuch mit Olivenölkännchen auf dem Tisch sei für viele Verbraucher nicht mehr weg zu denken. Eine solche Verordnung führe nur zu Unverständnis und Missmut gegenüber Europa, statt Akzeptanz zu fördern. Außerdem: „Noch mehr Wegwerfprodukte können wir nicht gebrauchen“, so Hartges. „Die sollen sich raushalten, aus Ölkännchen-Fragen.“
Vor allem das Argument mit dem Verbraucherschutz hält sie für fadenscheinig. „Uns sind keinerlei Missstände bekannt bei Olivenöl.“ Selbst wenn das der Fall wäre, dürfe man nicht die Gastronomie dafür bestrafen. „Da muss man die Olivenölproduzenten- und Händler härter an die Leine nehmen. Es ist besser, das regelt jedes Land für sich alleine. Die EU soll sich lieber um wichtigere Dinge kümmern.“
- Seite 1: EU verbannt Olivenöl-Kännchen von Restauranttischen
- Seite 2: Olivenöl häufig falsch deklariert
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