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Freitag, 17. Mai 2013

Griechenland will Staatsanleihen begeben


Griechenland will Staatsanleihen begeben

16.05.2013 | 18:14 |   (Die Presse)
Verfrüht? 2014 möchte Griechenland wieder an den Kapitalmarkt zurückkehren - auch, um Entwarnung zu signalisieren. Analysten sind skeptisch.
Athen/Bloomberg. Griechenland möchte kommendes Jahr dem Beispiel Irlands und Portugals folgen und an den internationalen Anleihemarkt zurückkehren. Das könnte jedoch verfrüht sein. Auch Analysten zeigen sich skeptisch.
Zwar fiel die Rendite der von der Umschuldung betroffenen zehnjährigen Staatsanleihen am Mittwoch erstmals seit Oktober 2010 wieder unter neun Prozent, laut den Analysten von Nomura International müsste sie aber unter sechs Prozent sinken, damit die Mittelaufnahme auf dem Markt erschwinglich wird. „Es gibt ein paar eindeutig negative Faktoren, die Hürden für die Marktrückkehr Griechenlands darstellen könnten und die es bei Portugal und Irland nicht gab“, sagt Michael Michaelides, Zinsstratege der Royal Bank of Scotland (RBS) in London. Griechenland sei tatsächlich zahlungsunfähig gewesen, das erschwere es, ausländische Investoren an Bord zu holen. Der Zugang zum Kapitalmarkt ist Griechenland seit März 2010 versperrt. Letztes Jahr musste das Land die größte Restrukturierung von Staatsanleihen in der Geschichte vornehmen. Am 31.Mai 2012 markierte die Rendite der zehnjährigen griechischen Staatsanleihen mit 30,83 Prozent ein Allzeithoch. Seitdem ist sie massiv gesunken – am Mittwoch gegen Mittag rentierten die Bonds mit 8,18 Prozent –, liegt aber noch immer vergleichsweise hoch. Zehnjährige irische Staatsanleihen rentieren mit 3,45 Prozent, portugiesische mit 5,49 Prozent. Beide Länder wollen 2014 aus ihren Rettungsprogrammen aussteigen.
Der griechische Regierungschef Antonis Samaras möchte ausländischen Investoren durch die Emission von Staatsanleihen im kommenden Jahr Entwarnung signalisieren: Es zeige, dass das Land wieder auf die Beine komme. „Diejenigen, die auf einen Austritt Griechenlands aus dem Euroraum gesetzt haben, wetten jetzt auf die griechische Erfolgsstory“, sagte Samaras in Athen.

Fitch hob Rating an

Griechenland befindet sich im sechsten Rezessionsjahr. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal auf Jahressicht um 5,3 Prozent, die Arbeitslosenquote ist mit 27 Prozent die höchste in Europa. Fitch Ratings hob jedoch die Bonitätsnote des Landes am Dienstag um eine Stufe auf B- an. Auch die Euro-Finanzminister sprachen Griechenland „beträchtliche Fortschritte bei der Umsetzung der Haushalts- und Strukturreformen“ zu, als sie am 13.Mai grünes Licht für die Freigabe der nächsten Kredittranche über 7,5Mrd. Euro gaben. Die EU-Kommission erwartet, dass die griechische Wirtschaft 2014 um 0,6 Prozent wachsen wird. Gute Konjunkturdaten und wirtschaftliche Erholung müssen sich aber fortsetzen und sich auch im politischen Bereich widerspiegeln, sagt Nomura-Analyst Lefteris Farmakis. „Dann könnten die Renditen auf ein Niveau kommen, bei dem das Land die Emission kleinvolumiger neuer Anleihen erwägen kann.“
Moody's stuft Griechenland mit C ein, der niedrigsten Stufe im Ramschbereich. Das Rating von Portugal liegt acht Stufen höher bei Ba3, jenes von Irland mit Ba1 nur knapp unter „Investmentgrade“. Irland begab im März erstmals seit 2010 wieder ein zehnjähriges Papier, Portugal platzierte vergangene Woche über Banken zehnjährige Anleihen. Eine Marktrückkehr von Griechenland sei gegenwärtig unwahrscheinlich, meint Michaelides von RBS. „Allerdings haben wir vor einem Jahr auch nicht für möglich gehalten, dass Portugal heuer so viele Mittel auf dem Anleihemarkt aufnimmt. Man sollte also niemals nie sagen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2013)

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