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Dienstag, 28. Mai 2013

Griechenland-Hilfsprogramm war ein Fehler


IWFGriechenland-Hilfsprogramm war ein Fehler

Ein Brüsseler Think Tank hat sich die Griechenland-Hilfe genau angesehen und festgestellt: Europa hat einen großen Fehler gemacht. Auch der IWF ist von seiner Rettungsstrategie nicht mehr überzeugt.
Geuro
Es war eine Idee des früheren Deutsche-Bank-Chefvolkswirts Thomas Mayer: Griechenland führt eine Parallelwährung ein, den Geuro, der neben dem Euro im Land zirkuliert. Unternehmen könnten dann ihre Beschäftigten mit dem Geuro bezahlen, diese sich  dafür Lebensmittel und andere Verbrauchsgüter kaufen. Da sich die neue Parallelwährung gegenüber dem Euro schnell abwerten würde, wären griechische Produkte und Dienstleistungen – hier vor allem der Tourismus – schnell wieder wettbewerbsfähig. Nach außen hin könnte das Land weiter in Euro rechnen. Es blieb eine Idee.
Bild: dapd
Das in Brüssel ansässige Bruegel-Institut (Brussels European and Global Economic Laboratory) hat sich wissenschaftlich mit dem seit drei Jahren laufenden Hilfsprogramm für Griechenland auseinandergesetzt. Das Ergebnis der Arbeit des Think Tanks ist ein Schlag ins Gesicht der Europäischen Union: Die Wissenschaftler bezeichnen die Griechenlandhilfen als einen Fehlschlag. Der Schuldenschnitt hätte viel früher kommen müssen, urteilen die Experten. Das Land werde seine Schulden wegen des instabilen Verwaltungssystems und den besonders schlechten Ausgangsbedingungen niemals zurückzahlen können.
Dadurch, dass der Schuldenschnitt erst erfolgte, nachdem das Land bereits 275 Milliarden Euro Hilfsgelder bekommen habe, seien den Steuerzahlern viel zu hohe Lasten auferlegt worden. Dies werde noch zum Streitpunkt werden, wenn die europäischen Geldgeber eingestehen müssen, dass Griechenland nicht in der Lage ist, seine Schulden zurückzuzahlen, so die Brüsseler Wirtschaftswissenschaftler.
Die Aussage ist an sich nicht neu, jedoch findet sie dieses Mal offensichtlich Gehör: Jetzt drängen die Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) darauf, dass hochverschuldete Länder künftig schneller einen Schuldenschnitt machen müssen. Der IWF hätte Griechenland keinen Kredit geben dürfen, sondern hätte auf die Umschuldung drängen müssen, heißt es in einer Studie des IWF. Die Analysen zur Lage Griechenlands seien zu optimistisch gewesen.
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Künftig sollen Schuldenstaaten, die Hilfe vom IWF brauchen, ihre privaten Gläubiger dazu bringen, ihre Kredite freiwillig in Anleihen mit längerer Laufzeit umzuschulden. Außerdem will der IWF seine neugeschaffene Sonderklausel wieder abschaffen, laut der er die Ansteckungsgefahr bei Schuldenländern mit sehr hohen Krediten eindämmen darf. Im Falle Griechenlands hatte der Fonds darauf gesetzt, dass die Geldspritze Zypern & Co. vor einer ähnlichen Pleite zu bewahren. Der Ausgang des Unterfangens ist bekannt.
Immerhin zeichnen die Experten des Bruegel-Instituts für Irland und Portugal ein freundlicheres Bild: Im Fall Irlands sei das Hilfspaket ein Erfolg. Die Hilfen für Portugal seien wahrscheinlich erfolgreich, auch wenn die Wirtschaft immer noch schwach sei.

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