Amerikanische NotenbankFed schließt Ausweitung von Anleihekäufen nicht mehr aus
01.05.2013 · Die amerikanische Notenbank Federal Reserve verschafft sich Flexibilität. Aus Sorge über die niedrige Inflation hält sie sich ausdrücklich die Möglichkeit offen, den Ankauf von Anleihen noch auszuweiten.
Von PATRICK WELTER, WASHINGTON
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve schließt eine Ausweitung des Ankaufs von Anleihen nicht mehr aus, sollten die wirtschaftliche Lage oder die erwartete Entwicklung der Inflation das erfordern. Der Offenmarktausschuss beschloss am Mittwoch wie erwartet zwar mit einer Gegenstimme, die Ankäufe von Staats- und Hypothekenanleihen von 85 Milliarden Dollar im Monat beizubehalten. Ausdrücklich aber heißt es in der Erklärung: Der Offenmarktausschuss ist darauf vorbereitet, das Tempo der Anleihenankäufe zu erhöhen oder zu reduzieren, um eine angemessene geldpolitische Unterstützung beizubehalten.
Die Erklärung signalisiert, dass die Geldpolitiker angesichts durchwachsener Wirtschaftsdaten keine Option mehr ausschließen und sich Flexibilität behalten wollen. Noch vor wenigen Wochen hatte die Fed intern debattiert, das Ankaufprogramm schrittweise zurückzufahren. Eine Mehrheit schien das Programm bis Jahresende beenden zu wollen. Diese Debatte scheint nun ausgewogener zu sein und ernsthaft die Option einer Ausweitung der quantitativen Lockerung zu umfassen.
Sorgen über niedrige Inflation
Damit reagiert die Fed offensichtlich auf die zuletzt sehr schwache Inflation. Im April lag die Kernrate der Inflation, gemessen am Index der persönlichen Konsumausgaben, bei nur noch 1,1 Prozent, deutlich unter dem mittelfristigen Zielwert von 2 Prozent. Einzelne der Geldpolitiker hatten schon im April auf die sehr niedrige Inflation hingewiesen. Noch aber wertet die Fed die Inflation unverändert gegenüber März als „etwas“ unter dem Zielwert und erwartet, sie werde auf mittlere Frist bei oder unter dem Zielwert liegen.
Stärker als zuvor betonte die Fed in der Erklärung, dass die fiskalischen Sparmaßnahmen das Wachstum bremsen. Der Ausschuss erwartet aber weiter ein moderates Wachstumstempo. Volkswirte prognostizieren für das zweite Quartal eine spürbare Abschwächung und erst im zweiten Halbjahr eine Beschleunigung, nach einer soliden Wachstumsrate von 2,5 Prozent im ersten Vierteljahr.
Jüngste Wirtschaftsdaten fielen durchwachsen aus. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel im April von 51,3 auf 50,7 Punkte, teilte das Institute for Supply Management (ISM) am Mittwoch mit. Er liegt nur noch knapp über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Die Unternehmen scheuten deutlich vor Neueinstellungen zurück. Zugleich aber legte die Auftragslage den vierten Monat nacheinander zu. Auch die Produktion stieg. Als Folge von geringeren öffentlichen Aufträgen fielen die Bauausgaben im März unerwartet um 1,7 Prozent, teilte das Wirtschaftsministerium mit – als Beleg für die Einschätzung der Fed, dass die Ausgabenkürzungen das Wachstum bremsen. Die Erholung des Haus- und Wohnungsbaus gilt gleichwohl als Stütze der Konjunktur. Auch der private Konsum hat sich in diesem Jahr bislang sehr robust gehalten.
Spekulationen über Nachfolge von Bernanke
Derweil schlagen in den Vereinigten Staaten abermals Spekulationen hoch über eine mögliche Nachfolge für den Fed-Vorsitzenden, Ben Bernanke. Die Notenbank bestätigte auf Anfrage, dass Bernanke wegen einer persönlichen Terminkollision an dem Notenbankertreffen in Jackson Hole Ende August nicht teilnehmen werde. Es ist das erste Mal, dass der Fed-Vorsitzende zu dem Treffen nicht anreist. Analysten sehen darin ein Signal, dass Bernanke im Februar womöglich eine Verlängerung seines Amts nicht mehr anstreben wird. Als mögliche Nachfolgerin gilt seine Stellvertreterin Janet Yellen.
„Yellen hat das Recht, als erste abzulehnen“, sagte der frühere Fed-Gouverneur Laurence Meyer auf einer Veranstaltung der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die 66 Jahre alte Yellen genießt einen guten Ruf als Ökonomin und betont seit Monaten stark die Rolle der Geldpolitik, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Dem 59 Jahre alten Bernanke wird nachgesagt, er habe von Jahren der Krisenpolitik ermüdet Sehnsucht, wieder an eine Universität zurückzukehren.
Bernanke hat die Gerüchte bislang nicht bestätigt. Im März hatte er mitgeteilt, er habe mit Präsident Barack Obama über die im Februar anstehende Entscheidung ein wenig gesprochen. „Ich glaube nicht, dass ich die einzige Person in der Welt bin, die den Ausstieg managen kann“, sagte er auf die Frage, ob er eine persönliche Verantwortung empfinde, die unter ihm begonnene außergewöhnliche monetäre Lockerung auch selbst wieder zurückzunehmen. Bernankes Vertrag als Vorsitzender läuft bis Februar 2014. Der Fed-Vorsitzende wird vom Präsidenten vorgeschlagen, muss aber vom Senat bestätigt werden. Bernanke war 2006 ursprünglich vom Republikaner George W. Bush erstmals berufen und dann 2010 vom Demokraten Obama wiederernannt worden. Damals hatten nur 70 von 100 Senatoren für Bernanke gestimmt, das war die geringste Zustimmung in der Fed-Geschichte.
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